# taz.de -- heute in hamburg: „Es ist gefährlich, wenn es regnet auf den Dec… | |
Interview Pascal Luh | |
taz: Herr Stubbe, was macht den Beruf für Festmacher*innen so | |
gefährlich? | |
Lars Stubbe: Sie müssen zu jeder Tages- und Nachtzeit raus, das sind | |
24-Stunden-Betriebe. Die Arbeitsbelastung durch die Schichtarbeit ist | |
enorm. Unter dieser Belastung muss immer genau gearbeitet und die | |
Sicherheit, die auf den Schiffen erforderlich ist, eingehalten werden. | |
Außerdem sind die Befestigungsvorgänge gefährlich. Wenn es einem ein Seil | |
eines großen Schiffes um die Ohren haut, kann das ganze Leute mitnehmen. Es | |
ist gefährlich, wenn es regnet auf den Decks. Es ist glitschig. | |
Trotzdem verdienen Festmacher*innen nur knapp über Mindestlohn. | |
Zumindest teilweise. Aus unserer Sicht ist die Bezahlung weitaus zu | |
niedrig. | |
Woran liegt das? | |
Durch verschiedene EU-Richtlinien gab es in den hafennahen Dienstleistungen | |
eine Liberalisierung. Dadurch ist die Konkurrenz sehr hoch. Private Firmen, | |
die gute Tarife unterbieten können, können sich dadurch am Markt | |
durchsetzen. | |
Sie rufen die 80 Mitarbeitenden des Festmacher-Unternehmens „Hamburg Lines | |
Men“ zum Streik auf. Was sind Ihre Forderungen? | |
Wir versuchen einen neuen Tarif durchzusetzen, der sich an früheren Tarifen | |
orientiert, aber natürlich besser werden muss. Im Einzelnen wollen wir | |
beispielsweise eine bestimmte Stundenanzahl festschreiben. Wir wollen | |
Urlaubsgeld, eine Jahresleistung, Weihnachtsgeld und Zuschlagsregelungen. | |
Insgesamt wollen wir ein ganz neues Tarifwerk verhandeln. Das sind eine | |
ganze Reihe von Forderungen, die sich aber alle in der wirtschaftlichen | |
Machbarkeit des Unternehmens bewegen, darauf achten wir natürlich auch. | |
Außerdem wollen wir mit Tarifverträgen dazu beitragen, das die Kolleginnen | |
und Kollegen nicht in die Altersarmut rutschen. | |
Ist Altersarmut eine Gefahr? | |
Ja, wenn das Lohnniveau so niedrig ist und das über Jahre oder Jahrzehnte, | |
dann ist das vorprogrammiert. | |
Im Februar streikte bereits die Belegschaft der HHLA-Tochter SCA/SCB im | |
Hafen. Was wurde damals erreicht? | |
Wir haben da ein gutes Ergebnis erreicht, vor allem mit Blick auf | |
Arbeitszeitregelungen für die Kolleg*innen. Durch den Streik konnten | |
Schiffe nicht in der üblichen Geschwindigkeit abgefertigt werden und viele | |
Kräne mussten lange oben stehen bleiben. Also: Streik wirkt. Das ist die | |
Botschaft aus dem Februar. | |
Erwarten Sie ein solches Ergebnis auch für diesen Streik? | |
Erst mal hoffen wir, dass der Streik gut wird. Dann denke ich, dass das ein | |
verhandlungsfähiges Angebot zur Folge haben wird. | |
Zwei der größten Player im Hafen, HHLA und Eurogate, verhandeln über eine | |
mögliche Fusion. Was befürchten Sie? | |
Dass viele Arbeitsplätze wegfallen. Es wird darum gehen, möglichst viele | |
Arbeitsplätze zu halten und den Abbau so teuer zu machen wie möglich. | |
20 Aug 2021 | |
## AUTOREN | |
Pascal Luh | |
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