# taz.de -- Der Geldsport | |
> Spielgeld (9) Im Profigolf ist der Druck zum Erfolg hoch. Wer die hohen | |
> Reisekosten gegenfinanzieren möchte, muss schnell Preisgelder abräumen – | |
> für Anfänger*innen eine große Hürde. Der Golfer Hinrich Arkenau aus | |
> Bremen etwa hat den Sprung in den Profisport nur mit einem Geldgeber | |
> geschafft | |
Von Emmy Thume | |
Millionen-Preisgelder und Luxus-Sponsoren wie Airlines oder Automarken – so | |
präsentiert sich der Golfsport gern nach außen. Schon das Equipment ist | |
teuer und dann finden die Turniere auch noch häufig an recht entlegenen | |
Orten der Welt statt: Hawaii, Südafrika, Mexiko. Wer in dieser Sportart Fuß | |
fassen, Profi werden möchte, muss es sich leisten können, oder nicht? | |
Hinrich Arkenau hat den Einstieg in den Profisport ohne reiche Eltern oder | |
einen ausgeklügelten Finanzplan geschafft. Ein Bekannter aus seinem Bremer | |
Verein, dem Club zur Vahr, übernahm die Kosten für seine ersten Turniere. | |
Mindestens auf Beziehungen kommt es also an. | |
Arkenau hatte nach seiner Amateurzeit ein Studium angefangen und sich dann | |
aber doch entschieden, es als Profi zu versuchen. In den ersten Profijahren | |
war sein Budget klein. Er teilte sich bei Turnieren eine Handwerkerwohnung | |
mit anderen Sportlern und fuhr mit dem Zug und dem Opel eines Freundes | |
durch ganz Europa. | |
„Im Nachhinein war die Zeit lustig“, sagt der 31-Jährige. Er habe viel | |
Lehrgeld gezahlt. Auf „ganz großer Bühne“ hätte das so nicht funktionier… | |
aber er gewann an Sponsoren, mit deren Geld er sich den Sport und den | |
Spielbetrieb ermöglichen kann – hinzu kommen die Preisgelder, wenn er | |
gewinnt. „Ohne starken finanziellen Background oder reiche Freunde ist es | |
schwierig“, sagt Arkenau, der in der 2. Bundesliga spielt. Dennoch sei es | |
im Vergleich zu anderen olympischen Sportarten ein Luxus, dass man | |
überhaupt davon leben könne. Arkenaus nächstes Ziel ist es, sich für die | |
„European Tour“ zu qualifizieren. | |
Schwieriger als die Profigolfer haben es allerdings die Golferinnen: | |
„Sponsoren sind insbesondere im Frauengolf relevant, denn die Preisgelder | |
fallen dort geringer aus als bei den Männern“, sagt Dominikus Schmidt vom | |
Golfverband Hamburg. Dies sei ein generelles Problem, was er sich durch das | |
geringere Medieninteresse am Frauensport erklärt. Man müsse als „Dame“ zur | |
Ladies Professional Golf Association, einer amerikanischen Organisation für | |
Golferinnen gehen, um mit der Sportart Geld zu verdienen. Dort seien die | |
Preisgelder deutlich höher als in Europa. | |
Die 22-Jährige Hamburger Profigolferin Esther Henseleit, die Ende Juli ein | |
Turnier in Nordirland auf dem 34. Platz beendete, hat dies geschafft. | |
Schmidt sagt: „Als Esther Profi wurde, stand ihr Finanzierungsplan schon. | |
Deshalb war sie auf unsere Strukturen nicht angewiesen.“ Mit Strukturen | |
meint er eine Support-GmbH, die er in Hamburg unabhängig vom Verband | |
gegründet hat, um angehende Profigolfer*innen finanziell zu | |
unterstützen. | |
„Damit wollen wir die Jugendlichen aus unserem Landeskader auf den ersten | |
Schritten als Rookie begleiten, ohne dass sie finanzielle Risiken eingehen | |
müssen. Als angehender Profi einen Kredit von 150.000 Euro aufnehmen zu | |
müssen, ist keine Perspektive, die man als Sportart geben möchte.“ Vereine | |
dürfen in Deutschland keinen Profisport finanzieren, sie verlieren sonst | |
ihre Gemeinnützigkeit. Schmidt sieht dies als „sportstrukturelles Problem“ | |
an, welches für „hohe Einstiegshürden“ in den Profigolf sorge, die durch | |
die Support-GmbH gesenkt werden sollen. | |
Ohne geplante Finanzierung sei der Einstieg als Profi zum Scheitern | |
verurteilt, denn bereits in der niedrigsten Profi-Golftour fielen mit | |
Reisen, Training und Meldungen hohe Kosten an. „Man muss erst mal 40.000 | |
Euro mitbringen, um auf der untersten Tour spielen zu dürfen. Es ist | |
utopisch, dort durch Preisgeld sein Leben zu bestreiten.“ Man solle sich | |
für höhere Turniere qualifizieren, bei denen dann das Preisgeld steige, | |
aber in gleichem Maße stiegen eben auch die Reisekosten. „Man braucht am | |
Anfang einen privaten Gönner, einen Mäzen oder Netzwerk, mit dem man auf | |
den untersten Touren seinen Lebensunterhalt bestreiten kann. Dann muss man | |
schnell erfolgreich sein, um vom Preisgeld zu leben“, sagt Schmidt. | |
9 Aug 2021 | |
## AUTOREN | |
Emmy Thume | |
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