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# taz.de -- „Endlich was fürs Klima tun!“
> Eine Krisenmanagerin des Deutschen Roten Kreuzes über die fatale
> Situation vor Ort
Interview Maike Schulte
taz: Konnten Sie das, was in den betroffenen Regionen passiert ist,
voraussehen?
Tanja Knopp: In der Intensität und der Dimension nicht. Gerade die
Situation im und um den Kreis Euskirchen ist extrem. Orte wie Ahrweiler
gleichen einem Trümmerfeld. Natürlich gibt es immer wieder
Starkregenereignisse, aber nicht mit so einer Entwicklung. Als die ersten
extremen Meldungen reinkamen, war uns klar: Das ist erst der Anfang.
Wie ist die Situation und das Vorgehen vor Ort?
Unser Einsatzschwerpunkt verschiebt sich immer mehr in die Region
Nordrhein. Dort kommen wir nur mit Booten hin. Wegen der hohen
Wassergeschwindigkeit ist die Rettung oft sehr schwierig. Viele Menschen
können sich nicht selbst helfen. Niemand hat sich Gedanken darüber gemacht,
dass einen so eine Katastrophe zu Hause erwischen kann. Als Rotes Kreuz
evakuieren und betreuen wir Menschen. Betreuungsplätze fassen normalerweise
500 Menschen. In Swisttal ist aber einer unserer Plätze derzeit mit 1.200
Personen belegt.
Die Zahl der Vermissten ist ungewöhnlich hoch. Woran liegt das?
Diese hohe Zahl hängt sicherlich mit dem komplett zusammengebrochenen
Mobilfunknetz zusammen. Jeder und jede ist in Panik, Angehörige und Freunde
sind nicht erreichbar und werden als vermisst gemeldet. Normalerweise
korrigieren sich bei Katastrophen die Zahlen häufig nach oben. In dieser
Situation gehe ich aber fest davon aus, dass wir die Zahlen im Verlauf der
nächsten Tage hoffentlich nach unten korrigieren können. Aber natürlich
sind das nur Mutmaßungen.
Was muss passieren, damit sich so eine Katastrophe nicht wiederholt?
Endlich etwas in Sachen Klima tun! Und bei der Stadtplanung endlich darauf
achten, dass auch Überlaufflächen vorhanden sind. Das sind die Dinge, mit
denen sich die Politik endlich beschäftigen muss. Wir als Deutsches Rotes
Kreuz sind extrem gut aufgestellt. Wir können schnell und entsprechend
reagieren. Dennoch müssen auch wir in Zukunft und gemeinsam mit den Ländern
Fragen stellen wie: Sind wir geländegängig? Sind wir
wasserrettungstechnisch gut aufgestellt? Was jetzt passiert ist, kann eben
wieder passieren, an ganz vielen anderen Orten – wenn nicht massiv
gegengesteuert wird.
17 Jul 2021
## AUTOREN
Maike Schulte
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