# taz.de -- pride in hamburg: „Letztlich ein Wettbewerbsvorteil“ | |
Interview Simeon Laux | |
taz: Frau Stindtmann, ist die Regenbogenfahne noch mehr als ein | |
Marketingsymbol? | |
Ute Stindtmann: Auf jeden Fall. Sie ist unser Erkennungssymbol: Egal ob ich | |
in ein Geschäft oder ein Lokal komme – Menschen aus der Community wissen, | |
dass sie dort willkommen sind. Dass sich Unternehmen mit der | |
Regenbogenfahne schmücken, ohne sich sonst für uns einzusetzen, nervt und | |
ist ein Problem. | |
Wie offen erleben Sie die Hamburger Unternehmen? | |
Hamburg hat den Vorteil einer großen Metropole und ist insgesamt schon sehr | |
offen. Viele Unternehmen, die das ernst nehmen, bieten Stammtische für | |
Menschen aus der Community an oder haben eigene | |
Antidiskriminierungsrichtlinien. Letztlich haben diese Unternehmen ja auch | |
einen Wettbewerbsvorteil: Es spricht sich unglaublich schnell herum, | |
welche*r Arbeitgeber*in es ernst meint und bei wem es nur | |
Augenwischerei ist. Geht man aber nur mal zehn, zwanzig Kilometer raus, | |
dann ist es teilweise schon wieder ganz anders. Da geht es dann | |
konservativer zu, man ist verhaltener und findet das nicht so wichtig. | |
Was fordern Sie von den Unternehmen, um die Sichtbarkeit queerer Menschen | |
und die Vielfalt am Arbeitsplatz zu stärken? | |
Es ist wichtig, dass die Mitarbeiter*innen sensibilisiert werden, zum | |
Beispiel im Rahmen ihrer Einarbeitung. Ein Coming-out am Arbeitsplatz ist | |
nach wie vor nicht selbstverständlich. Auch hier sollten die Unternehmen | |
unterstützen. Es ist wirklich erschreckend, welche schlechten Erfahrungen | |
damit noch immer gemacht werden. Auch dass das Heteronormative weiterhin | |
eine Selbstverständlichkeit ist. Viele kommen gar nicht darauf, dass unter | |
ihren Kolleg*innen vielleicht jemand ist, der oder die nicht so lebt. | |
Auch ein Diversity-Management muss man heute von einem Unternehmen erwarten | |
können. | |
Welches Zeichen wollen Sie denn selbst mit dem Hissen der Regenbogenfahne | |
setzen? | |
Wir als LSBTI*-Arbeitskreis, der übrigens schon seit 1980 besteht, wollen | |
die Gewerkschaften und auch die Mitglieder sensibilisieren und auf unsere | |
Bedürfnisse aufmerksam machen. Wir wollen zeigen: Hier kannst du dich | |
engagieren, hier findest du Schutz und Unterstützung. | |
Queere Menschen erfahren am Arbeitsplatz häufig noch Diskriminierung. Was | |
müssen die Unternehmen tun, um eine sichere Atmosphäre für alle zu | |
schaffen? | |
Sie müssen gewährleisten, dass niemand wegen eines bestimmten Merkmales | |
diskriminiert wird. Wenn Kolleg*innen etwas Abfälliges sagen oder sich | |
unangemessen verhalten, muss das zum Thema gemacht werden und darf nicht | |
bagatellisiert werden. | |
30 Jul 2021 | |
## AUTOREN | |
Simeon Laux | |
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