# taz.de -- heute in bremen: „Wir müssen vertikaler denken“ | |
Interview Jasmin Koepper | |
taz: Frau Mansfeld, wie sieht eine nachhaltige Stadt aus? | |
Ulrike Mansfeld: Wir dürfen Stadt nicht ohne Land denken. Städte sind heute | |
die großen Energieverbraucher. Künftig sollten sie selbst zu ökologischen | |
Kraftwerken werden, die autark energiewirtschaften. Zum Beispiel indem wir | |
an den Fassaden Energie gewinnen, Wasser auf Dächern sammeln, oder nachts | |
die Energie speichern, die wir tagsüber dann verbrauchen. In der | |
Stadtplanung werden Städte noch als horizontale Flächen gedacht. Wir müssen | |
künftig vertikaler denken und die Lufträume in der Stadt nutzen. | |
Muss städtebaulich mehr über Hochwasserschutz nachgedacht werden? | |
Klar. Zum Beispiel haben wir vor der Hochschule ein klimaneutrales Haus | |
gebaut, das Fahrrad Repair Café. Dieses Haus hat ein Retentionsdach. Das | |
Regenwasser wird gespeichert und verdunstet dann wieder. Es gelangt nichts | |
in die Kanalisation. Bremen hat ein Programm zur Begrünung von Dachflächen | |
aufgesetzt. Solche Maßnahmen können Starkregenereignisse mindern. | |
Ist Bremens City nachhaltig gestaltet? | |
Grundsätzlich ja, sonst hätte sie nicht so lange so gut existiert. | |
Nachhaltigkeit hat auch mit Identität und Gemeinwohl zu tun. Und Bremen | |
gibt viele Aspekte der Identifikation, wie die Wasserwege und | |
Handelsbeziehungen oder die Bremer Düne mit dem Dom. | |
Was war der Anlass des Projekts „Interspace – die nachhaltige Stadt“? | |
Es ging darum, die alten Strukturen zu überdenken. Wir kommunizieren, | |
arbeiten und leben heute anders. Der Anlass war, zu fragen, was für diese | |
Generation wichtig ist für eine Umgestaltung der Stadt. Die Studierenden | |
haben das Bedürfnis zu teilen. Und es war ihnen wichtig, mit den | |
vorhandenen Gebäuden zu arbeiten. So hat das Projekt „AusBauHaus“ ein | |
Konzept entwickelt, wie das Kaufhof-Gebäude über die Zeit hinweg zu einem | |
neuen attraktiven Ort gestaltet werden kann. Auf dem Dach soll eine kleine | |
landwirtschaftliche Produktion, Energiegewinnung und ein Aussichtsort | |
entstehen. Darunter gibt es tiny houses, die nur ein kleines Bad und einen | |
Wohnraum haben. Kochen, Essen und Werken geschieht im Haus in Teilhabe. Der | |
Traum ist nicht mehr das Einfamilienhaus auf der grünen Wiese, sondern die | |
Bleibe des urbanen Nomaden, der die Stadt als common space sieht. | |
Werden die Projekte auch umgesetzt? | |
Bei der Jury gab es großes Interesse. Es wurden erste Visitenkarten | |
ausgetauscht. Ein Projekt sieht vor, die Bremer Düne in einer temporären | |
Aktion strahlend gelb zu streichen. Das konnten sich alle gut vorstellen, | |
dafür gab es einen Sonderpreis. | |
webcast: Projektvorstellungen aus „Interspace“, 19 Uhr, zoom, Meeting-ID: | |
996 1163 0720, Code: Interspace | |
20 Jul 2021 | |
## AUTOREN | |
Jasmin Koepper | |
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