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# taz.de -- heute in hamburg: „Die Brücke ist zerstörerisch“
Interview Simeon Laux
taz: Herr Bühler, glauben Sie, dass Sie den Bau der „Monsterbrücke“ noch
verhindern können?
Axel Bühler: Das Planfeststellungsverfahren läuft und die meiner Meinung
nach sehr substanzvollen Einwendungen sind geschrieben: rund 200 Stück. Die
Bahn hat damit also ganz schön was zu tun. In der Praxis sind
Planfeststellungsverfahren aber nicht ergebnisoffen. Es gibt eine hohe
Wahrscheinlichkeit, dass die Brücke gebaut wird, möglicherweise mit
Modifikationen. Durch den Flurfunk haben wir erfahren, dass die Bahn
versucht, das Design der Brücke noch mal zu verändern, um den Einfluss auf
die Umgebung zu minimieren.
Sie haben die Hoffnung also noch nicht ganz aufgegeben?
Nein. Wir hängen aber aktuell in der Luft, weil das Verfahren so lange
dauert. Im Januar haben wir gesagt, was im Kern zu kritisieren ist, und
seitdem hören wir nichts mehr. Wir sind stinksauer. Das Verfahren läuft
noch bis zum Herbst und wir wissen, dass Anwohner klagen werden, sobald
eine Entscheidung gefallen ist.
Die Sternbrücke könnte bald weg sein. Wie fühlt sich das an?
Mir geht es nicht gut mit der Vorstellung, dass da stattdessen dieses
Monstrum hingebaut wird. Ich persönlich kann nicht nachvollziehen, wie man
so einen zerstörerischen Eingriff in das Stadtbild erlauben kann und welche
Vorstellung von Stadtentwicklung in der Politik herrscht.
Welche Bedeutung hat der denkmalgeschützte Bau für die Anwohnenden?
Er entscheidet darüber, wie lebenswert die nähere Umgebung empfunden wird.
Wenn die Brücke sich gut ins Stadtbild einfügt, kann das ein sehr
interessanter Ort in Hamburg sein, so wie er es heute schon ist. Wenn
baulich in die Stadt eingegriffen wird, erwarte ich, dass das Stadtgewebe,
die Kultur, die Geschichte berücksichtigt und weiterentwickelt und nicht
plattgemacht werden. Die Brücke, so wie sie jetzt geplant ist, ist
zerstörerisch. Wir wollen einen Planungsprozess, der die Weiterentwicklung
des Viertels ermöglicht. Das ist auch unsere Forderung an den Senat.
Gemeinsam mit anderen Initiativen haben Sie kürzlich die Kampagne „So geht
Stadt“ ins Leben gerufen. Welches Ziel verfolgen Sie damit?
Es geht um eine solidarische, partizipative Stadtentwicklung, die nur gut
wird, wenn die Menschen vor Ort mitgenommen werden. Wir sehen bei den
verschiedenen Projekten, die sich zusammengeschlossen haben, dass das
gerade nicht passiert. Die Hemmung des Senats, ernsthaft mit den Menschen
vor Ort zusammenzuarbeiten, verstehe ich nicht.
Wie wichtig sind die Kreiselkonzerte für Ihren Protest?
Wir haben gemerkt: Wir können Kultur an die Sternbrücke bringen. Die
Kreiselkonzerte sind mittlerweile zu einem eigenständigen Event geworden.
In Verbindung mit den politischen Aktionen hat das einen tollen Ort
geschaffen, der wahrgenommen wird. Mit Blick darauf, dass es um den Erhalt
der Brücke geht, waren das immer starke Momente. Die Leute, die kommen,
finden diesen Ort toll und wollen, dass er bleibt.
15 Jul 2021
## AUTOREN
Simeon Laux
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