# taz.de -- heute in bremen: „Sie hat Kippen getrocknet und auf Unterstoff ge… | |
Interview Jasmin Koepper | |
taz: Frau Zeise, was kann ich mit meinem Müll machen, anstatt ihn in die | |
Tonne zu werfen? | |
Katrin Zeise: Da gibt es ganz viele Möglichkeiten. Erst mal ist es wichtig, | |
seinen Müll zu trennen, damit dieser weiterverwertet werden kann. Im | |
Hemelinger Schaufenster haben wir eine Recycling-Sammelstelle, wo wir | |
Kronkorken, Weinkorken und Zigarettenkippen sammeln. Auch aus Müll kann man | |
noch schöne Sachen machen. Die Künstlerin Alexa Rasch hat zum Beispiel ein | |
Kleid aus Zigarettenstummeln genäht. | |
Wie geht das denn? | |
Sie hat die Kippen getrocknet, desinfiziert, handverlesen und auf einen | |
Unterstoff genäht, der auch unter normale Kleider genäht wird. Natürlich | |
ist das kein Kleid zum Anziehen, sondern ein Kunstobjekt. Unsere Intention | |
ist nicht nur, den Müll durch unsere „Clean-ups“ zu beseitigen, sondern ihn | |
auch sichtbar zu machen. Dadurch kann das Thema Müllvermeidung einem | |
breiteren Publikum zugänglich gemacht werden. | |
Haben Sie Tipps, um Müll zu vermeiden? | |
Es braucht eine Grundausstattung an Zubehör, damit man unverpackt einkaufen | |
gehen kann. Zum Beispiel kann man mit seinem eigenen Brötchenbeutel zum | |
Bäcker gehen oder auf dem Markt mit eigenen Taschen einkaufen. Es gibt | |
viele Wege, auf Müll zu verzichten und es ist oft kein großer Aufwand. Es | |
geht einfach um eine Routine, die man lernen kann. | |
Wird der Müll aus den Mülltonnen recycled? | |
Da stellt sich die Frage, wie man Recycling definiert. Es wird in | |
Deutschland immer hochgepriesen, dass viel Müll recycled wird. Aber da | |
fällt zum Beispiel auch die energetische Verwertung mit rein. Gelbe Säcke | |
werden meistens einfach nur verbrannt. Das setzt auch chemische Prozesse | |
frei. Viele denken bei Recycling an den Wertstoffkreislauf. Es wird aber | |
mehr verbrannt, als in den Wertstoffkreislauf zurückkommt. | |
Wer räumt den Müll weg, der auf der Straße liegt? | |
Meistens die Stadtreinigung. Im Sommer mehr als im Winter, weil im Sommer | |
mehr Menschen draußen sind. Aber ich bin der Meinung, dass jeder in der | |
Gesellschaft dafür verantwortlich ist, dass seine Umwelt sauber bleibt. | |
Was muss sich da in Bremen bewegen? | |
Was uns beim Stadtteilmarketing Hemelingen gerade auch beschäftigt, ist das | |
Thema Zigarettenkippen. Viele Raucher werfen ihre Kippen einfach so weg und | |
sind sich der Umweltschäden und hohen Reinigungskosten nicht bewusst. Vom | |
17. bis 24. Juli findet der Kippenmarathon in Kooperation mit der Bremer | |
Stadtreinigung, dem BUND, dem Bremer Senat und dem Verein Tobacycle statt. | |
Damit wollen wir auf dieses Problem aufmerksam machen. Da braucht es keine | |
Politik und keine Gesetze, sondern wir müssen Menschen informieren und | |
sensibilisieren, damit sie ihren toxischen Abfall einstecken. | |
Warum sind Kippen so problematisch? | |
Eine Zigarettenkippe vergiftet 1.000 Liter Wasser. Das führt dazu, dass | |
Mikroorganismen im Wasser absterben. Und das ist dramatisch, wenn eine | |
Kippe zum Beispiel in einem Naturschutzgebiet liegt und das Regenwasser die | |
Gifte über Jahre ausspült. Es gibt tatsächlich Menschen, die denken, Asche | |
sei guter Dünger. Aber das ist vollkommener Nonsens. In Kippen sind über | |
7.000 Giftstoffe enthalten. | |
9 Jul 2021 | |
## AUTOREN | |
Jasmin Koepper | |
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