# taz.de -- Islamfeindliche Geschichte | |
> Auf einem Fachtag über antimuslimischen Rassismus wird klar, dass dieser | |
> kein aktuelles Phänomen ist, sondern zur Geschichte Deutschlands | |
> dazugehört | |
Bild: Diese deutsche Konvertitin mit Kopftuch wurde Opfer eines tätlichen Übe… | |
Von Mahé Crüsemann | |
Verschwörungstheorien, Islamfeindlichkeit und antimuslimischer Rassismus in | |
Deutschland sind älter als man denkt und eng mit der Geschichte des Landes | |
verbunden. Das erzählte Ozan Zakariya Keskinkilic am Mittwoch auf einem | |
Fachtag zu antimuslimischem Rassismus in Bremen, organisiert vom | |
Demokratiezentrum Bremen. | |
Das wird finanziert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und | |
Jugend. Seit 2015 fördert das Bundesministerium zivilgesellschaftliches | |
Engagement: Projekte, die sich gegen Radikalisierungen und Polarisierungen | |
in der Gesellschaft einsetzen. Kernziele sind Demokratieförderung, die | |
Gestaltung von Vielfalt sowie das Vorbeugen von Extremismus. | |
Der Politikwissenschaftler Ozan Zakariya Keskinkilic nimmt das Publikum mit | |
seinem Vortrag ein ganzes Stück zurück in die deutsche Vergangenheit – bis | |
zu den Kolonialkongressen 1905 im Berliner Reichstag. | |
Keskinkilics forscht seit Jahren unter anderem zu antimuslimischem | |
Rassismus und Antisemitismus. Er erzählt, Kolonialvereine hätten damals | |
während des Kolonialkongresses in Berlin mit Interessenvertretern aus | |
Wirtschaft und Handel unter anderem über die „Gefahr der Islamisierung“ | |
gesprochen. Bereits zu Zeiten des deutschen Kolonialismus begann man in | |
Deutschland den Begriff „Islam“ negativ zu konnotieren. | |
Nastaran Tajeri-Foumani, politische Bildner*in und Trainer*in, ist die | |
zweite Redner*in beim Fachtag. Sie* spricht in ihrem Vortrag zu | |
Perspektiven auf muslimische Frauenbilder vom sogenannten „Othering“. Es | |
gehe dabei darum, jemanden als „den anderen“ zu konstruieren. „Eine | |
dominante Gruppe wertet die eigene Gruppe dadurch auf, dass andere | |
abgewertet werden“, erklärt sie. Das sei genau das, was Menschen, die | |
muslimisch gelesen werden, immer wieder angetan würde. | |
Das ist für Tajeri-Foumani ein wichtiger Aspekt, den sie* immer wieder | |
betont: Es gehe bei der muslim*afeindlichen Diskriminierung vorrangig | |
um eine Zuschreibung von außen. Den Diskriminierten würden Eigenschaften | |
zugeschrieben, die einem rassistischen Bild von Muslimen entsprächen. Sie | |
macht es am Beispiel des Feminismus deutlich: „Der ‚weiße‘ Feminismus wi… | |
häufig als ‚der richtige‘ stilisiert“, sagt sie. Die Vielfältigkeit und | |
Komplexität innerhalb des Feminismus werde außer Acht gelassen. „Es gibt | |
aber nicht den einen Feminismus.“ Auch innerhalb des islamischen Feminismus | |
gebe es unterschiedliche Strömungen. | |
Der Fachtag fand als Hybrid-Veranstaltung statt. Etwa 40 Gäste waren live | |
vor Ort, im Martinsclub in Bremen, etwa 200 Teilnehmende schauten sich | |
einen Livestream an. | |
26 Jun 2021 | |
## AUTOREN | |
Mahé Crüsemann | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |