# taz.de -- heute in bremen: „Man muss seine Gongs gut kennen“ | |
Interview Jasmin Koepper | |
taz: Herr Heeren, können Gongs mehr als nur einen Ton spielen? | |
Peter Heeren: Ja. Aber man kann vor allem mehr als nur eine Klangfarbe | |
spielen. Aus den Gongs, die ich spiele, kann ich unterschiedliche Obertöne | |
hervorlocken und dadurch die Klangfarben gestalten. Natürlich kommt es auch | |
auf die Größe und das Material des Schlegels an. Wenn man zum Beispiel auf | |
dem Gong reibt, dann lassen sich ganz verschiedene Tonhöhen erzeugen. | |
Ist es kompliziert einen Gong zu spielen? | |
Man muss seine Gongs gut kennen. Aber wenn ich ehrlich bin: Manchmal fragen | |
mich Besuchende, die das noch nie gemacht haben, ob sie den Gong spielen | |
dürfen. Ich stimme zu. Und ich könnte dahinschmelzen, wenn ich ihnen | |
zuhöre. Der Gong an sich ist schon ein fantastisches Instrument. Um ein | |
Gongkonzert geben zu können, muss man natürlich auch Dramaturgie und | |
Spannung erzeugen können. Angelehnt an Beuys würde ich sagen: Jeder Mensch | |
ist ein Gongspieler. | |
Was unterscheidet den Gong von anderen Instrumenten? | |
Vor allem die Klangfarbe. Mit Gongs kann man fast alle Obertöne erzeugen | |
und die Töne klingen sehr lange nach. Man kann laut spielen, ohne | |
aufdringlich zu sein. Man kann auch sehr feine Klänge herausbringen. Die | |
Gongs schallen und jubeln, sie donnern und gleißen. Man bekommt | |
Assoziationen und hat zum Beispiel eine große Landschaft vor Augen. Also | |
Gongs sind etwas ganz Besonderes. Man hat so eine große Bandbreite an | |
Möglichkeiten. | |
Was erwartet jemanden, der Ihr Konzert besucht? | |
Ich mache heute eine Gestaltanalogie zu unserem Sonnensystem mit zehn Gongs | |
für die Sonne und neun Planeten, Pluto mit eingerechnet. Damit mache ich | |
das Sonnensystem begreifbar. Also ich versuche eine Perspektive zu zeigen, | |
wie das Sonnensystem sich darstellt. | |
Wie kommen Sie auf die Gestaltanalogie zum Sonnensystem? | |
Das ist ein Urbild, was sich durch 3.000 Jahre Philosophiegeschichte zieht. | |
Menschen suchten seit jeher die Schönheit in der Schöpfung und in den | |
Himmelskörpern. Durch den Verlauf der Planeten in unterschiedlichen | |
Sphären wurde ein Tonsystem entwickelt. Man spricht auch von dem Gesang | |
der Planeten oder Sphärenmusik. | |
Haben Sie direkt mit der Gongmusik angefangen? | |
Zuerst war ich wie jeder Junge im kirchlichen Posaunenchor. Dann habe ich | |
auch noch Kirchenorgel gelernt. In meinem Studium der Kirchenmusik und | |
Komposition bin ich mit der Mikrophonie 1 von Karlheinz Stockhausen in | |
Berührung gekommen. Und seitdem hat mich der Gong nicht mehr losgelassen. | |
24 Jun 2021 | |
## AUTOREN | |
Jasmin Koepper | |
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