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# taz.de -- heute in hamburg: „Der Müll ist im Moment anders verteilt“
Interview Kaja Weber
taz: Frau Baumgart, gehen die Hamburger*innen seit Corona weniger
sorgsam mit ihrer Stadt um?
Wenke Baumgart: Manche Menschen haben leider keinen Respekt vor ihrer
Umwelt. Hauptsache, sie sind ihren Müll los. Das war schon immer so, aber
Corona hat das Problem verstärkt, weil die Leute mehr zu Hause sind und
Zeit haben, ihren Keller zu entrümpeln oder neue Möbel zu bestellen – und
damit mehr Müll anfällt. Das hat man wirklich gemerkt, da kommen wir fast
gar nicht hinterher.
Wie sieht Ihr Alltag aus?
Ich fahre im ganzen Stadtgebiet einen Kranwagen mit Containeraufsatz und
sammele alles von Bauschutt über Sperrmüll oder alte Möbel ein. An den
Wochenenden fahre ich mit einem Sprinter los und sammele Pappen oder
kleineren Müll auf. Wenn die Parkreinigung nicht hinterherkommt,
unterstütze ich auch dort.
Was ist Ihnen dabei besonders aufgefallen?
An den Bushaltestellen häuft sich Müll, weil die Menschen ja nirgendwo
anders mehr richtig stehen und essen durften. Im Park haben Menschen sich
heimlich getroffen und wir haben viel Müll gefunden – leider oft neben den
Eimern. Auch der Sperrmüll in den Straßen und an den Containern ist
deutlich mehr geworden. Da stehen Waschmaschinen, Sofas, Laminat, alte
Reifen, ganz abenteuerlich.
Sind bestimmte Stadtteile besonders betroffen?
Dass in Harburg und Wilhelmsburg viel Sperrmüll liegt, kennt man. Aber auch
in der Innenstadt, Eimsbüttel oder Harvestehude war es schlimm.
Wie kommt das?
Wenn einer anfängt, seinen Müll einfach irgendwo hinzustellen, verleitet es
oft andere. Manche sind leichtsinniger geworden, weil sie denken: „Die
Stadtreinigung kommt ja eh vorbei. Irgendjemand wird das schon wegmachen.“
Ich finde, das hat aber auch eine schlechte Vorbildfunktion für die Kinder,
die jetzt noch mehr zu Hause betreut wurden.
Meinen Sie, das Verhalten wird sich ändern, wenn sich das Leben
normalisiert?
Ehrlich gesagt, nein. Corona hat zwar bei der Stadtreinigung viel
verändert, aber der Müll ist im Moment wahrscheinlich nur anders verteilt:
weniger in den Parks als sonst, dafür mehr auf der Straße. Ich habe aber
noch Hoffnung, dass es nicht so endet wie bei dem Film „Wall.E – der Letzte
räumt die Erde auf“. Aber die Menschen müssten insgesamt ein bisschen mehr
Respekt vor ihrer Umwelt haben.
4 Jun 2021
## AUTOREN
Kaja Weber
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