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# taz.de -- corona in hamburg: „Da hatten sich Möwen eingenistet“
Interview Kaja Weber
taz: Wie hat die Pandemie den Barkassen-Betrieb verändert, Herr Neubacher?
Hubert Neubacher: Schon im Februar 2020 haben wir gemerkt: Die Buchungen
lassen nach. Und ab dem ersten Lockdown Mitte März war alles tot. Im Sommer
2020 konnten wir fahren, aber die Saison nur mit der halben Flotte
bestreiten – und selbst die war nicht ausgelastet. Seit November 2020 sind
wir geschlossen. Von rund um die Uhr runter auf null, das ist eine totale
Veränderung.
Müssen die Schiffe ab und zu bewegt werden, um fahrtüchtig zu bleiben?
Solche Werkstattfahrten gibt es alle zwei, drei Wochen mal. Wir haben die
Schiffe auch immer mal wieder sauber gemacht. Am Hafen gibt es ein irres
Treiben an Möwen und Tauben, da hatten sich tatsächlich auch Tiere unter
den Abdeckplanen eingenistet. Wir wurden also fast angegriffen, als wir die
eigenen Schiffe wieder betreten haben. (lacht)
Was machen Ihre Angestellten aktuell, wenn Sie nicht regelmäßig fahren
können?
Wir waren vor Corona knapp 45 Mitarbeiter, der harte Kern ist geblieben,
aber wir haben uns um knapp die Hälfte verkleinert – vor allem bei Kellnern
und Saisonkräften. Andere Angestellte haben sich Nebenjobs gesucht: Einer
auf dem Bau, einer fährt alte Menschen in Pflegeeinrichtungen. Aber klar
kann das nie ersetzen, was wir sonst im Hafen erleben. Unseren Jungs und
Mädels fehlt das bunte Treiben.
Auch Events wie der Hafengeburtstag mussten ausfallen. Wie hoch waren Ihre
Umsatzeinbußen 2020?
Wir haben alle verstanden, warum die Events nicht stattfinden konnten. Aber
ein halber, schlechter Sommer – unsere Hauptsaison – bringt uns nicht über
den Winter. Wir haben 2020 über 75 Prozent Umsatzminus gehabt. Wir sind
dankbar für die Überbrückungshilfen vom Staat und die Möglichkeit der
Kurzarbeit, aber davon lässt es sich trotzdem nur schlecht leben.
Mitte Juni können Sie wohl wieder fahren. Ist dann das Schlimmste
überstanden?
Die Barkassen sind Teil eines großen Ganzen, touristisch gehört in Hamburg
alles zusammen: Reisegruppen, Musicals, Reeperbahn, Fischmarkt. Ohne die
wird es für uns noch ein sehr anstrengendes Jahr. Wir freuen uns über jeden
Individualtouristen, aber der alleine macht den Kohl leider nicht fett. Wir
müssen gut auf kleiner Flamme den April 2022 erreichen, dann hoffen wir auf
eine vernünftige Saison. Aber das ist noch ein langer Weg.
26 May 2021
## AUTOREN
Kaja Weber
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