# taz.de -- „Die Patienten sollen keine Angst haben“ | |
Interview Isabella Boor | |
taz: Frau Schwabl, was ist das Besondere an Ihrem Impfzentrum? | |
Frau Schwabl: Wir machen hier ein zusätzliches Angebot zum Impfzentrum in | |
den Messehallen, für Menschen mit einer geistigen Behinderung oder dem | |
Down-Syndrom, mit schweren Epilepsien oder Contergan-Schäden. Wir haben | |
eine ruhigere Atmosphäre. Das ist für die Patienten mit Behinderungen | |
sinnvoll, weil sie dann weniger Angst haben. | |
Angst? Wovor denn? | |
Wer nicht versteht, was eine Impfung überhaupt ist, der muss vielleicht | |
erst mal beruhigt werden, bevor er die Impfung bekommt. Die Menschen ohne | |
Behinderung, die wir hier impfen, sind zum Beispiel Kontaktpersonen, die | |
auch zur Impfung berechtigt sind. | |
Warum bieten Sie die Impfungen an? | |
Wir sind auf die Behandlung von erwachsenen Menschen mit Behinderung | |
spezialisiert. Viele unserer Patienten oder deren Eltern sind auf uns | |
zugekommen und haben gesagt: „Menschen mit Behinderung dürfen jetzt geimpft | |
werden, aber wir wissen gar nicht wie wir das machen sollen.“ Die | |
erwachsenen Kinder leben wegen der Behinderung noch bei den Eltern und zu | |
denen kommt kein mobiles Impfteam. Viele wären total verängstigt, wenn sie | |
ins städtische große Impfzentrum müssten. So haben wir uns überlegt, für | |
diese Gruppe ein Impfzentrum zu gründen, das es für den Patienten leichter | |
macht. | |
Was machen Sie denn anders? | |
Unser Ziel ist es, dass die Patientinnen und Patienten keine Angst haben | |
und die Impfung akzeptieren. Wir haben hier viel Erfahrung mit Menschen mit | |
geistiger Behinderung. Wir machen nur etwa 80 Impfungen pro Woche – und das | |
nicht im Fünf-Minuten-Takt, sondern wir haben rund 20 bis 30 Minuten für | |
eine Person eingeplant. | |
Was machen Sie in der Zeit? | |
Wir sprechen mit den Patienten, beruhigen sie mit Entspannungsmusik, Düften | |
oder Vibrationskissen, die gerade bei autistischen Patienten sehr gut | |
helfen. Wir haben auch Ablenkungsmöglichkeiten und Belohnungen. Das | |
besprechen wir dann immer mit den Angehörigen. Unsere Erfahrungen sind sehr | |
gut, und die Patienten und Angehörigen sind nach der Impfung oft sehr | |
erleichtert, weil sie einen Schutz vor Corona haben. | |
12 May 2021 | |
## AUTOREN | |
Isabella Boor | |
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