# taz.de -- Lehrer-Stellen werden umverteilt | |
> Die Schulbehörde legt neue Daten zur sozialen Lage der Schulen vor. Die | |
> GEW fordert zusätzliche Stellen | |
Von Kaija Kutter | |
Hamburgs Schulen wurden neu vermessen. Der im Jahr 2005 eingeführte | |
„Sozialindex“ wurde vom städtischen Institut für Bildungsmonitoring und | |
Qualitätssicherung (IFBQ) überprüft. Ergebnis: bei 64 der insgesamt 311 | |
Schulen hat sich der Index verbessert, für 75 verschlechtert. Die übrigen | |
Schulen bleiben auf ihrer Stufe. Als Konsequenz will die Schulbehörde 115 | |
Stellen umverteilen, was auf Kritik der Gewerkschaft GEW stößt. | |
Der Sozialindex sortiert in sechs Stufen von eins, für sehr schwierig, bis | |
sechs, für sehr günstig, die sozio-ökonomischen Bedingungen der Schulen | |
ein. Bei früheren Erhebungen wurden dafür auch Eltern befragt, etwa, wie | |
viele Bücher sie haben und wie häufig sie mit ihrem Kind ins Theater gehen. | |
Auf solche Befragungen habe man diesmal „auf Wunsch vieler Schulen | |
verzichtet“, sagt Schulsenator Ties Rabe (SPD). Denn die Eltern hätten sich | |
daran sehr schwankend beteiligt. Nun dienten als Basis nur amtliche Daten, | |
wie etwa der Anteil Kinder im Hartz-IV-Bezug im Viertel oder der Anteil der | |
Schüler mit nicht-deutscher Familiensprache. | |
Durch die Umverteilung von 115 der rund 13.577 Lehrerstellen will Rabe für | |
gerechte Chancen sorgen. Denn Schulen mit Index 1 und 2 bekommen zum | |
Beispiel mehr Sprachförderung und mehr Stunden fürs Schulbüro. | |
Die größten Verschiebungen mit 101 Stellen gibt es bei den Grundschulen, | |
die bei niedrigem Index kleine Klassen bilden dürfen. Hier bekommen 41 | |
Schulen Stellen dazu, 46 verlieren welche. Unter den 58 Stadtteilschulen | |
gibt es ein Nullsummenspiel. Hier steigt und sinkt der Index an je zwölf | |
Schulen. Umverteilt werden 14 Stellen. Bei den 62 Gymnasien ändert sich nur | |
etwas auf dem Papier. Hier sinkt der Index 22 mal, während er sechs mal | |
steigt. Doch umverteilt werden nur 0,1 Lehrerstellen. | |
Senator Rabe versichert, es werde keine Stelle abgebaut. Die 75 Schulen | |
sollen ihre Stellen schon ab August 2021 bekommen. Die Stellen bei den 64 | |
anderen Schulen soll über längere Zeit abgeschmolzen werden, sodass keine | |
im Jahr mehr als 2,5 Prozent Personal verliert. Die Behörde verspricht, das | |
werde „kaum auffallen“. Wegen steigernder Schülerzahlen gebe es | |
„Stellenwachstum in allen Schulen“. | |
Die GEW-Vorsitzende Anja Bensinger-Stolze warnt indes vor „massiven | |
Ungerechtigkeiten“, weil diesmal nicht der Blick auf die konkrete | |
Schülerschaft einer Schule gerichtet wurde. Gerade in Coronazeiten sei | |
unstrittig, dass Kinder mit schwierigen Bedingungen stärker gefördert | |
werden müssen. Deshalb müssten die Stundenzuweisungen nach Sozialindex | |
„deutlich aufgestockt und nicht umverteilt werden“. Die GEW fordert | |
„mindestens Bestandschutz“ für jene 64 Schulen. Die Behörde versuche „d… | |
zu knappe Decke hier etwas weg- und dort etwas hinzuziehen“. Das sei | |
„kontraproduktiv“. | |
19 Apr 2021 | |
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