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# taz.de -- Ja, wo raufen sie denn?
> Laut Ortsgesetz soll auf dem Rennbahngelände im Bremer Osten eine Grün-
> und Erholungsfläche entstehen.Die Bürger-Ini findet, dass Galopprennen
> dazugehören.Am runden Tisch herrscht darüber Uneinigkeit
Bild: In naher Zukunft gibt es kaum Aussicht auf Galopprennen in der Vahr
Von Mahé Crüsemann
Die Bürgerinitiative Rennbahngelände Bremen (BI) möchte, dass auch in
Zukunft Galopprennsport auf dem ehemaligen Rennbahngelände im Bremer Osten
stattfindet. Als Möglichkeit für die Zwischennutzung wurde das zunächst
nicht erlaubt. Jetzt möchte die BI, dass auf lange Sicht wieder Pferdesport
betrieben wird.
Im ersten Zwischenbericht des runden Tisches zum Rennbahngelände hat man
sich darauf verständigt, Spielplätze zu errichten und Lebensräume für Tiere
und Pflanzen schaffen zu wollen. Auch soll das Gelände künftig der
Verbesserung des Stadtklimas dienen. „Kein Einvernehmen konnte zu folgenden
Nutzungen erzielt werden“, heißt es, aber dann: „Galoppsport, Golfsport,
Pferdesport“.
Im Mai vor zwei Jahren hatten Bremer*innen viel zu tun: Es war
Super-Wahltag. Diverse Kreuze mussten gesetzt werden: für einen neuen
Landtag, es war Europawahl und am selben Tag gab es noch einen
Volksentscheid über die Bebauung der 36 Hektar großen Rennbahnanlage in der
Vahr. Auf Teilen des Geländes hätte nach dem Willen des rot-grünen Senats,
aber auch der damals noch oppositionellen Linksfraktion, Wohnraum entstehen
sollen. Die BI hat das verhindert: Beim Entscheid stimmten damals 56
Prozent der Bremer*innen gegen eine Bebauung – und für ihren Entwurf
eines Ortsgesetzes.
Seit Juni 2019 ist es in Kraft. Es sieht eine Erhaltung des Areals als
Grün-, Erholungs- und gemeinschaftlich genutzte Fläche vor. „Das Ziel des
runden Tisches ist es, dieses Ortsgesetz umzusetzen“, sagte Simone
Neddermann gestern. Die Landschafts- und Freiraumplanerin von der
hannoverschen Firma Plankom moderiert das Gremium, dem neben
Vertreter*innen der Senatsressorts Bau, Wirtschaft und Soziales die BI
und Beiratssprecher*innen aus Hemelingen und der Vahr plus ein paar
Abgeordnete angehören.
Seit September vergangenen Jahres beschäftigt sich der runde Tisch
Rennbahngelände mit Ideen zur künftigen Nutzung vom Rennbahngelände. Die
Gespräche werden sich voraussichtlich noch Jahre hinziehen: Gerade hat man
die erste von drei vorgesehenen Phasen abgeschlossen. Erst danach werde man
konkret einen Wettbewerb für einzelne Teilflächen ausschreiben, hieß es.
Wann genau das sei, könne niemand sagen, erklärt Baustaatsrätin Gabriele
Nießen. „Phase zwei wird voraussichtlich erst 2022 abgeschlossen sein.“ Mit
der Nutzung bis dahin habe der runde Tisch nichts zu tun.
Um die kümmert sich die Zwischen-Zeit-Zentrale (ZZZ). Die BI hatte sich
dafür eingesetzt, dass vereinzelte Rennen stattfinden. „Wir wollten
sogenannte Trainingsrennen auf dem Gelände veranstalten“, so BI-Sprecher
Andreas Sponbiel. „Wir sind der Ansicht, dass der Rennsport vom Ortsgesetz
gedeckt ist, und darum möchten wir auch wieder Rennen ausrichten.“ Die ZZZ
hat dem für die Zwischennutzung aber eine Absage erteilt.
Auch am runden Tisch sei man sich nicht einig gewesen, „ob es einen Bedarf
an Galopprennsport gibt“, so Neddermann. Man habe diesbezüglich eine
Pro-und-Contra-Liste erstellt, die Anfang des Sommers mit den anderen
Empfehlungen an die zuständigen Deputationen weitergeleitet werden sollen.
Die haben dann über einen Rahmenplan zu entscheiden.
„Das Ergebnis des Bürgerentscheids sagt erst einmal nichts darüber aus, ob
auf dem Gelände weiterhin Galopprennsport stattfinden sollte“, sagte Oliver
Saake (Grüne) vom ortspolitischen Regionalausschuss. Tatsächlich heißt es
im von der BI verfassten Gesetz lediglich, dass das Gelände „als grüne
Ausgleichsfläche im Bremer Osten zu erhalten, weiterzuentwickeln und für
Erholung, Freizeit, Sport und Kultur zu nutzen“ sei. Von Pferden ist da an
keiner Stelle die Rede.
Die Nutzung für Galopprennen würde in jedem Fall höhere Kosten bedeuten,
sagt Gabriele Nießen. Bereits entschieden sei, dass es einen asphaltierten
Weg über das Gelände geben wird, der eine Rennbahn definitiv mehrfach
kreuzen würde. Beides schließe sich aber nicht aus, betonte Nießen. Man
müsse in dem Fall den Asphaltweg aber an einigen Stellen tiefer legen, um
ihn bei möglichen Rennen mit galoppfreundlicherem Belag zu überpolstern. Da
man es aber mit einem hohen Grundwasserspiegel auf dem Areal zu tun habe,
ginge diese Option erheblich ins Geld, sagt sie.
24 Apr 2021
## AUTOREN
Mahé Crüsemann
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