# taz.de -- heute in bremen: „Relaunch der Beziehung“ | |
Interview Mahé Crüsemann | |
taz: Frau Ryglewski, worüber wollen Sie heute mit dem Außenminister | |
sprechen? | |
Sarah Ryglewski: Vor der Wahl in den USA habe ich auf Facebook mit Niels | |
Annen, parlamentarischer Staatssekretär im Auswärtigen Amt, über die | |
Erwartungen an die Wahl gesprochen. Das Gespräch jetzt mit Heiko Maas soll | |
daran anknüpfen: Welche Erwartungen haben sich erfüllt? Was hat sich in den | |
ersten Monaten mit Joe Biden als amerikanischer Präsident getan? Ist es | |
wirklich der erwartete Relaunch der transatlantischen Beziehungen? Auch den | |
Streitpunkt Nord Stream 2 oder die Frage, warum die USA größere | |
Fortschritte bei der Impfkampagne machen, werden wir diskutieren. Jeder | |
kann sich aktiv an der Veranstaltung beteiligen und wir haben schon einige | |
Fragen zugeschickt bekommen. | |
Was denken Sie: Wie werden sich die Beziehungen zu den USA jetzt ändern? | |
Was wir feststellen – und das ist existenziell in unserer globalisierten | |
Welt – ist, dass der Gesprächsfaden wieder aufgenommen wird. Das war unter | |
Trump anders, es gab zuletzt fast keinen Austausch mehr. Und wir sehen die | |
Rückkehr zu Prozessen und Institutionen, die unter der vorherigen Regierung | |
abgebrochen wurden. Das sind gute, wichtige Signale. Biden bekennt sich zum | |
Beispiel klar zur World Health Organisation (WHO) und die USA sind dem | |
Pariser Klimaschutzabkommen wieder beigetreten. Es sind wieder | |
Anknüpfungspunkte vorhanden. | |
Was kann man jetzt aus der Ferne und auch noch während einer Pandemie | |
überhaupt über die Beziehung zu den USA sagen? | |
Internationale Beziehungen finden ja nicht nur im Auswärtigen Amt statt. | |
Ich sehe das auch im Finanzministerium: Viele Verhandlungen kamen auch | |
durch Corona ins Stocken. Bei der Finanztransaktionssteuer war man zum | |
Beispiel vorher schon recht weit. Als keine persönlichen Treffen mehr | |
stattfinden konnten, hat sich der Prozess verlangsamt. Mit Joe Biden haben | |
wir in den USA jetzt jemanden im Amt, der den Wert sieht und Interesse | |
daran hat, Themen global zu lösen – auch Themen wie Corona. Denn wir dürfen | |
uns nichts vormachen: Wenn wir die Pandemie nur in den Industriestaaten | |
erfolgreich bekämpfen und in weniger entwickelten Ländern gelingt uns das | |
nicht, dann können wir diese Krise nicht lösen. Corona ist eine Blaupause, | |
die zeigt, dass wir in einer vernetzten Welt Probleme global lösen müssen. | |
Spielt Bremen eine besondere Rolle in den Beziehungen zu den USA? | |
Bremen ist als Hafenstandort traditionell international aufgestellt. Schon | |
alleine weil unsere Wirtschaft auf Export ausgerichtet ist. Bremen ist aber | |
auch historisch eng verbunden mit den USA. Als Bremen nach dem zweiten | |
Weltkrieg zur amerikanischen Besatzungszone gehörte, sind enge Verbindungen | |
gewachsen. Wir hoffen daher natürlich auch hier, dass die internationalen | |
Beziehungen jetzt besser werden. | |
Was für eine Rolle spielt eine veränderte Regierung in den Beziehungen zu | |
den USA für die Bundestagswahl? | |
Ich denke, egal wie die Wahl ausgehen wird, jede Bundesregierung hat ein | |
großes Interesse an guten Beziehungen mit den USA. Im September wird die | |
Agenda der Regierung in den USA deutlicher sein als zum jetzigen Zeitpunkt. | |
Präsident Biden ist erst kurz im Amt, einige seiner Minister sind erst seit | |
März vereidigt. Und Corona überlagert natürlich gerade noch Themen, die | |
sonst auf der Agenda wären. Im Herbst wird das anders sein. Das ist gut für | |
eine neue Bundesregierung. Es setzt Deutschland aber auch unter Zugzwang. | |
Die neue Bundesregierung muss nach der Wahl schnell ihre Prioritäten klären | |
und ganz klar vor Augen haben, was sie will, um gut aufgestellt in die | |
Gespräche und Verhandlungen mit den USA gehen zu können. | |
12 Apr 2021 | |
## AUTOREN | |
Mahé Crüsemann | |
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