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# taz.de -- Gegen sexuelle Gewalt im Sport
> Seit einer Woche nimmt der Landessportbund Niedersachsen an der Studie
> „Sicher im Sport“ teil. Sie soll Fälle sexueller Übergriffe aufdecken u…
> helfen, Präventivmaßnahmen zu entwickeln
Von Nele Aulbert
Sportvereine sind Orte der Bewegung, der Entwicklung und des
Zusammenhaltes. Doch die Nähe und die Leidenschaft des Sports bergen auch
das Risiko sexualisierter Gewalt. Seit einer Woche laufen deswegen die
Online-Befragungen des Forschungsprojektes „Sicher im Sport“ zu Erfahrungen
von sexualisierter Gewalt im Sport, die sich an aktive und ehemalige
Breitensportler*innen ab 16 Jahren richten.
Zu den zehn teilnehmenden Landesverbänden gehört der niedersächsische
Landessportbund (LSB). „Viele Sportvereine und Landesfachverbände haben
sich seit 2010 sehr für den Schutz von Kindern, Jugendlichen und
Erwachsenen vor Gewalt engagiert“, sagt Reinhard Rawe,
Vorstandsvorsitzender des LSB. Trotzdem seien die vorliegenden Zahlen
sexueller Gewalttaten aus dem Leistungssport erschreckend. Das zeigte das
2016 veröffentlichte Forschungsprojekt Safe Sport der Universitäten Köln
und Ulm. Ein Drittel der Kaderathlet*innen gab dabei an, schon einmal
Opfer von sexualisierter Gewalt im Sport geworden zu sein.
Der Landesbund schult Vertrauenspersonen in Sportvereinen, druckt
Informationsbroschüren und entwickelt Schutzkonzepte. Diese
Vorsorgemaßnahmen sollen jetzt auf Grundlage der Studie weiterentwickelt
werden. Erste Ergebnisse sollen Ende des Jahres vorliegen.
Sicher im Sport richtet sich explizit auch an ehemalige Sportler*innen. „Es
ist sehr wichtig, dass wir die systematische Aufarbeitung vergangener Fälle
vorantreiben“, sagt Bettina Rulofs, Sportsoziologin an der Universität
Wuppertal und Leiterin der Studie. Viele Fälle kämen nach und nach an die
Öffentlichkeit. Hier fehlten noch unabhängige Strukturen, die die
Erfahrungen einsammeln, etwa eine Clearing-Stelle für Sportvereine.
„Im Sport existieren spezielle Strukturen, die das Problem der
sexualisierten Gewalt begünstigen“, sagt Rulofs. Es gebe eine starke
Körperorientierung, der Körper stehe immer im Blickpunkt. Zudem sei das
Verhältnis zwischen Sportler*in und Trainer*in sehr eng. Durch
gemeinsame Wettkämpfe und emotionale Momente entstehe eine Bindung.
„Berührung und Nacktheit sind Teil des Sports“, sagt Rulofs. „Da können
manchmal die Grenzen verschwimmen“, beispielsweise in Duschräumen oder bei
Hilfestellungen.
Einer der Vereine, die sich an der Entwicklung des Schutzkonzepts beteiligt
haben, ist der SV Vorwärts Nordhorn. Dafür wurde er 2020 ausgezeichnet.
„Wir wollen offen mit dem Thema umgehen, unsere Trainer sensibilisieren und
so zeigen, dass in unserem Verein sexuelle Gewalt nicht toleriert wird“
sagt Joachim Uneken, Leiter der Jugendabteilung.
In den letzten zwei Jahren gab es Fortbildungen für die
Übungsleiter*innen. Der Verein hat eine Risikoanalyse gemacht und zwei
Vertrauenspersonen benannt, zu denen betroffene Sportler*innen auch
anonym Kontakt aufnehmen können.
„In den Fortbildungen wurden die Teilnehmenden auch konfrontiert mit der
Frage: Wo fängt sexualisierte Gewalt an?“ Auf dem Platz tragen die
Trainer*innen in Zukunft Jacken mit der Aufschrift: „Gemeinsam gegen
sexuelle Gewalt“. Ein Zeichen, das alle Eltern und Trainer*innen sehen
sollen.
29 Mar 2021
## AUTOREN
Nele Aulbert
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