Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- petition der woche: Es geht nicht um die Regenbogenfahne, es geht u…
Seit dem ersten Februar ist Katja Wildermuth Intendantin des Bayerischen
Rundfunks (BR). In der mehr als 70-jährigen Geschichte des Senders ist sie
die erste Frau in dieser Position. Doch die Pluralität der Gesellschaft
bildet das noch nicht ab.
Deshalb fordern jetzt der Schwulen- und Lesbenverband (LSVD) Bayern und die
Queer Media Society (QMS) per Petition ein Mitspracherecht im Rundfunkrat
des BR und im bayerischen Medienrat. Andere Sender – WDR, SR, Radio Bremen,
Deutschlandradio, bald auch RBB und MDR – haben schon Vertreter*innen
für queere Interessen in ihren Kontrollgremien.
Die Thüringer Landeschefin des LSVD, Luca Renner, sitzt etwa im
ZDF-Fernsehrat, um dort die Interessen derer, die nicht ins heterosexuelle
oder gesellschaftlich dominante Spektrum passen, zu vertreten. „Es geht
nicht darum, dass ab jetzt alle mit Regenbogenfahnen rumlaufen. Es geht um
eine Stärkung der Demokratie. Wir können nur ein Bewusstsein schaffen, wenn
wir auch vertreten sind“, sagt sie.
Kai Pieck von Queer Media Society sieht die Forderung auch juristisch
begründet: Etwa 10 Prozent der Bevölkerung seien queer, „Teilhabe ist unser
Recht.“ 2014 legte das Bundesverfassungsgericht fest, dass sich in den
Kontrollgremien der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten die „Vielfalt
der Gesellschaft“ spiegeln soll. Auf dieses Urteil beruft sich die
Petition.
Die Zusammensetzung der Rundfunkräte wird durch den jeweiligen Landtag im
Rundfunkvertrag festgelegt. „Es liegt auf der Hand, dass queere
Vertretungen vom CSU-regierten Bayern bisher nicht gewollt waren“, sagt
Pieck dazu. Dort muss die Regierung Ende 2024 einen Bericht über die
Zusammensetzung des Kontrollorgans vorlegen. „Zu spät“, findet Pieck, denn
schon 2022 werden die Positionen neu besetzt.
Der Vorsitzende des BR-Rundfunkrats, Dr. Lorenz Wolf von der katholischen
Kirche, sieht keinen Grund zu schneller Veränderung. „Die Rundfunkräte sind
alle unterschiedlich zusammengesetzt, die Debatten unterscheiden sich von
Sender zu Sender. Ich würde den Rundfunkrat eher verkleinern.“ Aktuell
sitzen 50 Vertreter*innen im Kontrollgremium – unter anderem vier der
christlichen Glaubensgemeinschaften, zwei der Bauernverbände und zwei der
Gewerkschaften.
Wolf sieht durch diese Zusammensetzung die Vielfalt des gesellschaftlichen
Spektrums vertreten. „Das Ziel ist es eigentlich, persönliche Interessen
außen vor zu lassen. Im Rundfunkrat sollten alle Mitglieder die
Allgemeinheit repräsentieren. Jede Gruppe kann Zugehörigkeit einfordern,
doch ob das so viel bringt, weiß ich nicht.“
Neben LGBTIQ*s sind auch andere Gruppen nicht im BR-Rundfunkrat vertreten,
etwa Sinti und Roma oder Frauenrechtsgruppen, wohl aber AfD und
Vertriebenenverbände. ZDF-Fernsehrätin Renner vom thüringischen LSVD ist es
deshalb wichtig, nicht nur queere Belange zu vertreten, sondern auch die
Interessen anderer marginalisierter Gruppen. „Durch uns kann die
Zivilgesellschaft Einfluss aufs Programm nehmen.“
Pieck von Queer Media Society und Mitinitiator der Petition fordert vor
allem eines: LGBTIQ*-Darstellungen seien häufig zu stereotyp. „Wir brauchen
selbstverständliche und beiläufige queere Charaktere.“ Marius Ochs
20 Mar 2021
## AUTOREN
Marius Ochs
## ARTIKEL ZUM THEMA
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.