# taz.de -- heute in hamburg: „Es sollte die Menschen im Bezirk berühren“ | |
Interview Nele Aulbert | |
taz: Herr Marek, ist der Begriff „Nachhaltigkeit“ heute ein leeres | |
Schlagwort? | |
Jürgen Marek: Finde ich nicht. Nachhaltigkeit ist langsam auf einer Ebene | |
angekommen, dass man die Verknüpfungen begreift. Ökonomische, ökologische | |
und soziale Entwicklung müssen zusammen gedacht und ihre Gesamtheit gesehen | |
werden. Es wird auch immer deutlicher, dass die Partizipation und die | |
Bürgerbeteiligung in Nachhaltigkeitsentscheidungen eine große Rolle | |
spielen. | |
Was für Projekte bewerben sich denn für den Harburger Nachhaltigkeitspreis? | |
Es bewerben sich ganz unterschiedliche Projekte. Zum einen aus dem Bereich | |
der Bildung, Schulen oder Kitas, die sich mit Themen der | |
Ressourceneinsparung oder ökologischer Gestaltung beschäftigen. Es gibt | |
auch immer Projekte zur sozialen Mitbestimmung und zum Klimaschutz. In den | |
letzten Jahren kommen zunehmend Projekte mit ökonomischen Strukturen dazu. | |
Vorletztes Mal hat zum Beispiel eine Harburger Baumschule gewonnen, die | |
einen Klimawald erschaffen hat; das Unternehmen hat klimaresistente Bäume | |
gezüchtet und dem Bezirk vorgestellt. Weiter gibt es Projekte im | |
Wohnquartier zu Urban Gardening, in denen Nachbarschaftsgärten gestaltet | |
werden. | |
Letztes Jahr gewann eine Initiative, die Plastik weiterverarbeitet, im Jahr | |
davor eine Fahrradwerkstatt für Geflüchtete – das sind sehr diverse Themen. | |
Was sind die entscheidenden Kriterien? | |
Sehr wichtig ist es, ökologische, ökonomische und soziale Aspekte zu | |
berücksichtigen. Der zweite Aspekt ist die Modelhaftigkeit: Das Projekt | |
soll anderen im Bezirk als Vorbild dienen können und sie motivieren, etwas | |
ähnliches zu versuchen. Dann ist das tatsächliche Handeln wichtig. Es geht | |
nicht um theoretische Ideenvorschläge. Der Begriff der Mitbestimmung sollte | |
eine Rolle spielen und das Projekt sollte eine partizipative, offene | |
Struktur haben, in der man mitmachen kann. Es sollte die Menschen im Bezirk | |
berühren. | |
Was macht Ihr Klimaportal „Harburg21“? | |
Der Netzwerkgedanke ist uns sehr wichtig. Wir wollen Projekte miteinander | |
verbinden. In unserer Zeit brauchen wir nicht noch mehr Horrorszenarien. | |
Die ganze Angstpädagogik nützt niemandem. Was wir brauchen, sind positive | |
Zukunftsentwürfe und dafür brauchen wir positive Beispiele und Szenarien. | |
Und die müssen möglichst handlungsorientiert und lokal vermittelbar sein. | |
Das ist unsere Hauptaufgabe. Dafür laden wir zum Beispiel Menschen ein, die | |
Impulse geben und sich miteinander austauschen und vernetzen. | |
Sie sind auch im Zukunftsrat Hamburg vertreten. Was sind Ihre Forderungen | |
an die Hamburger Klimapolitik? | |
Der Gedanke der Bildung für Nachhaltige Entwicklung muss tiefer in allen | |
Bildungsbereichen der Stadt verankert werden. Es geht nicht nur um die | |
kurzfristige Bildung in Schulen und Kitas zum Beispiel, obwohl die | |
natürlich auch sehr wichtig ist. Entscheidend ist eine langfristige | |
Bildungsoffensive, die Menschen aller Bildungsschichten befähigt, | |
zukunftsorientierte Entscheidungen treffen zu können, die nachhaltige | |
Entwicklungen befördern. Wieder spielen Partizipation und vor allem die | |
Umsetzung von ökologischer und sozialer Gerechtigkeit eine große Rolle. | |
19 Mar 2021 | |
## AUTOREN | |
Nele Aulbert | |
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