# taz.de -- das medienhaus an der friedrichstraße: Unsere taz ist den Preis we… | |
> Die Auflagen der gedruckten Tageszeitungen sinken. Was bedeutet das für | |
> uns? | |
Von Andreas Bull | |
Gut 47.000 Exemplare der taz werden gegenwärtig montags bis freitags | |
gedruckt, samstags 66.000. Ausgeliefert werden sie unter der Woche an | |
25.000 LeserInnen, die ein tägliches Abo der auf Papier gedruckten taz | |
bestellt haben, samstags kommen noch mal 15.000 Wochenendabos hinzu. | |
Weitere 13.000 AbonnentInnen bekommen ihre taz täglich zu einem der | |
regulären Preise digital. Summa summarum macht das 53.000 vollbezahlte Abos | |
am Wochenende, zusammen mit im Verkaufspreis deutlich rabattierten Testabos | |
und dem Einzelverkauf am Kiosk summiert sich die verkaufte Auflage dann auf | |
66.000. Damit entspricht die Druckauflage zumindest jeden Samstag ziemlich | |
exakt der verkauften Auflage. | |
Das hört sich erstmal gut an. Aber wir befinden uns mit unserer Branche in | |
einem schwindenden Markt. Kontinuierlich sinken die Auflagen vor allem der | |
auf Papier gedruckten Tageszeitungen, Quartal für Quartal, Jahr für Jahr, | |
innerhalb der letzten fünf Jahre insgesamt um mehr als 30 Prozent. Allein | |
die Bild-Zeitung büßte in diesem Zeitraum – über 38 Prozent Verlust – ü… | |
eine Million Exemplare ihrer Druckauflage ein. Täglich! Gerade für die | |
Speditionslogistik der überregional vertriebenen Zeitungen hat das fatale | |
Folgen. Denn immer weniger Stücke, Zeitungen!, müssen über die langen | |
nächtlichen Wege transportiert werden. Die Kosten dafür müssen sich die | |
verbliebenen Stücke teilen. Zu einigen etwas abgelegeneren Ablagestellen | |
funktioniert dies beim besten Willen bereits gar nicht mehr. | |
Große Verlage versuchen mit dem Aufbau eigener Vertriebsstrukturen der Lage | |
Herr zu werden. Sicher auch, um sich von Strukturen, die vom Axel Springer | |
Verlag mit seiner Bild-Zeitung stark abhängig sind, zu lösen. Denn gerade | |
für Tageszeitungen, deren AbonnentInnen ihre Zeitung früh morgens durch | |
Trägerdienste lokaler Tageszeitungen in den Briefkasten bekommen, ist eine | |
für den Einzelverkauf am Kiosk ausgerichtete Speditionslogistik, wie sie | |
für die Bild-Zeitung geeignet ist, wegen unterschiedlicher Anlieferzeiten | |
nicht optimal. | |
Angesichts der weiter unvermindert sinkenden Stückzahlen an Zeitungen | |
werden sich wirtschaftliche und logistische Verbesserungen nicht nachhaltig | |
erzielen lassen. Die Verlage werden weiter die Bezugspreise der Abonnements | |
erhöhen, um die steigenden Stückgutkosten zu kompensieren. Davon kann sich | |
auch die taz nicht vollständig lösen. Wir bleiben dabei zwar weiter | |
deutlich unter den Preisen der anderen Überregionalen, erhöhen aber vom 1. | |
März 2021 an den monatlichen Bezugspreis um zwei Euro bei der täglich | |
gedruckten und dem Kombiabo sowie um einen Euro bei der pur digitalen und | |
der gedruckten taz am Wochenende. | |
Kann man, können wir uns aus dieser Dynamik objektiv zu verhindernder | |
Steigerung der Vertriebskosten entfernen? Ja, und das ist uns Ansporn. | |
Stück für Stück und Jahr für Jahr, wachsend, schaffen wir das. Schließlich | |
ist es die mit Ihnen, unseren LeserInnen, vereinbarte Ambition, den | |
taz-typischen Journalismus auch dann zu publizieren, wenn das auf Papier | |
bedruckte Medium am A-Tag nicht mehr ankommt. Wann es so weit sein wird, | |
wissen wir nicht. Aber es kann schnell gehen, etwa wenn die Auflage der | |
Bild-Zeitung unter eine Schwelle fällt, bei der deren Management die | |
Speditionskosten nicht mehr aufbringen will. Um für diesen Fall vorbereitet | |
zu sein, werden von uns digitale Publikationswege für den Inhalt der | |
Zeitung weiterentwickelt und als passgenaue Produkte für die veränderten | |
Lesegewohnheiten verstärkt angeboten. ePaper, taz-App, das, wie wir finden, | |
geniale Kombiabo mit der taz am Wochenende und das offensive Leseangebot | |
für Online-Dimensionen via taz.de haben im Hinblick auf Auflage und Ertrag | |
der täglich gedruckten taz bereits den Rang abgelaufen. | |
In dieser Situation hat die taz die einzigartige Chance, sich von dem | |
strukturellen Nachteil zu lösen, dass sie als Zeitung mit einer Auflage | |
einer kleinen Lokalzeitung, aber mit einer publizistischen Bedeutung, die | |
mit Marktführenden in einem Atemzug genannt wird, für den konventionellen | |
Vertrieb überdimensionierten Aufwand aufbringen muss. Wenn nun dereinst die | |
Preise fürs taz-Abo tatsächlich für die Leistung der Redaktion zur | |
Verfügung stehen, wird sich die Konkurrenzfähigkeit der taz weiter deutlich | |
verbessern lassen, publizistisch, inhaltlich und nicht zuletzt auch für die | |
Mitarbeitenden der taz. Für die Leserinnen und Leser ist in den | |
[1][solidarischen Preismodellen], die wir für den taz-Journalismus | |
anbieten, tatsächlich für jede und jeden, der wirklich lesen will, das | |
geeignete Angebot dabei. Greifen Sie zu und sagen Sie es weiter, damit es | |
auch andere tun. | |
[2][Andreas Bull], seit 1991 Geschäftsführer der taz, ist regelmäßiger | |
Autor der [3][Bull-Analyse.] | |
13 Feb 2021 | |
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## AUTOREN | |
Andreas Bull | |
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