# taz.de -- Ein Talk über Gefiederpflege: Alles Feder oder was? | |
Bild: BU BU BU BU BU | |
Von HEIKE-MELBA FENDEL | |
„Gehofft, gekämpft und doch verloren“, heißt es in Traueranzeigen. Der | |
Spruch ist so beliebt wie deprimierend. So deprimierend wie der Tod eines | |
nahestehenden Menschen, der lange krank war, nun einmal ist. Wie der Kranke | |
selbst, hofften die seinen, dass er nicht sterben, sein Kampf nicht | |
vergebens sein würde. Stirbt er, so hat er den Kampf verloren. Gegen die | |
Krankheit und damit gegen den Tod. Und mit ihm haben alle Hoffenden und | |
Kämpfenden verloren. Und der Tod hat einmal mehr gewonnen: gegen das Leben | |
und damit gegen uns alle. Zu oft will man das genau so sehen, in | |
agnostischen Zeiten allemal. | |
Auch was die letzten Dinge betrifft, befinden wir uns also im Kampfmodus: | |
Gegen das Falsche und für das Richtige oder was wir dafür halten. Der Tod | |
ist falsch, so er nicht hochbetagte oder schwer leidende Menschen betrifft. | |
Da lassen Begriffe wie Gnade und Erlösung, als zulässige religiöse | |
Anleihen, den Kampfgeist pausieren. | |
Doch die nächste tödliche Gefahr kommt bestimmt. Wieder ziehen wir in den | |
Kampf gegen das Unausweichliche. Die moderne Medizin steuert ihr | |
Waffenarsenal bei. Schicksal war gestern. Oder eben doch nicht: Auch wem | |
die moderne Reproduktionsmedizin das Wunschkind beschert hat, wem neue | |
Brüste, Pos oder Lippen verpasst wurden oder wer mittels HIV-Therapie Aids | |
in Schach zu halten vermag, wird früher oder später sterben. | |
Unser Kampf gegen den Tod zielt mitten ins Ungewisse seiner Verortung. Weil | |
wir ihm erst ins Auge sehen können, wenn es zu spät ist, rufen wir den | |
Schatten, den er auf unser Heute wirft, zum Gegner aus. Einen Kampf gegen | |
Windmühlen, der uns wie Don Quichotte zum Narren macht, führen auch wir | |
gegen die „windmills of our mind“. | |
5 Jan 2021 | |
## AUTOREN | |
Manuel Schubert | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |