# taz.de -- sonntag in bremen: „Die Welt steht still“ | |
Interview Sophie Lahusen | |
taz: Herr Derben, bei Ihrem Projekt „One Minute Here“ wird jeden Sonntag | |
eine einminütige audiovisuelle Kompositionen hochgeladen. Was sind | |
audiovisuelle Kompositionen? | |
Alexander Derben: Das ist kein feststehender Begriff, aber es ist die Art | |
zu arbeiten: mit beiden Medien gleichzeitig, Bild und Musik ergeben eine | |
Einheit. | |
Wieso nur je eine Minute? | |
Im ganzen Projekt geht es um Entschleunigung. Während des ersten Lockdowns | |
ist mir aufgefallen, dass alles plötzlich viel langsamer ist. Die Welt | |
steht auf einmal still. Ich habe es vor allem auch bei mir selbst gemerkt, | |
dass ich am Anfang dieser Zeit ein bisschen frustriert war und zum Beispiel | |
einfach in die Leere gestarrt habe. Genau da wollte ich gucken, was | |
passiert da eigentlich. So sind die Videos entstanden: Es geht darum, eine | |
Minute festzuhalten, um zu zeigen, was passiert. Für diese Erfahrung haben | |
wir dann versucht, Übersetzungen zu finden, für scheinbar unbedeutende | |
Dinge. Zum Beispiel Wasser als Übersetzung für die erste Welle oder eine | |
blubbernde Pfütze, die aussah wie das Virus unter dem Mikroskop. | |
Wie kommen Bild und Ton zusammen? | |
Die Komponisten haben die Videos, dich ich produziert habe, auf sich wirken | |
lassen. Die Musik ist dann wie ein Soundtrack. Es ist nicht immer | |
wahnsinnig anspruchsvolle Musik. Sie soll vor allem das Bild verstärken und | |
damit spielen, dass es mit einer anderen Musik ganz anders wirken würde. Es | |
geht darum, wie der Musiker das Bild versteht. | |
Haben alle Kompositionen mit Corona zu tun? | |
Es gibt viele symbolische Übersetzungen, die einen Bezug zu Corona haben, | |
aber es könnte auch etwas anderes sein, wie die Pest oder ein | |
Kriegszustand. Wir haben auch Bilder dabei, wo es sehr lebhaft und fröhlich | |
zugeht wie in England, wo sie sich am Anfang von Corona um nichts gekümmert | |
haben. | |
Was bedeutet die Situation für Komponisten? | |
Viele haben massive Ausfälle. Alle Uraufführungen fallen weg und die | |
Auftragslage hat sich sehr verändert. Ich persönlich habe das Glück, dass | |
ich vor allem digital arbeite, weswegen meine Arbeiten nicht so stark | |
betroffen sind. Mit Projekten wie diesem geht es uns vom Arbeitskreis | |
Bremer Komponisten vor allem auch darum, uns präsent zu halten. | |
9 Jan 2021 | |
## AUTOREN | |
Sophie Lahusen | |
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