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# taz.de -- berliner szenen: Schnelltest im Kit Kat Club
Aufwachen. Fucking Schulkinderaufstehzeitdieverbotengehört? Nee,
es ist ein Adventssonntag. Aber: Der Hals ein ausgeschabter Schacht, Kopf
wie Watte, Augenhöhle brennt. Ich zähle nach. Vor … ähm, ja. Vor sechs
Tagen war die Lesung. In einer Weddinger Grundschule, Klasse 5c. Ich hatte
ihnen aus meinem „Kaugummigrafen“ vorgelesen, bis die Klasse auf Seite 124
in die Quarantäne kommandiert wurde. Knirsch. Schön wäre jetzt:
liegenbleiben, sich Wärmflasche, Tee bringen lassen. Doch die Verantwortung
für 59 Familien, deren Sprösslinge mit meinen die Schulbank drücken, wiegt
arg. Bringt mich zu: online anmelden, QR-Code laden, Auto ausleihen. Auf in
die Köpenicker!
Sonntag, 13 Uhr. Fahles Licht, Menschenleere. Allein, eine Clubtür von
außen zu sehen, hebt die Stimmung um Oktaven. All die Aufkleber, Tags,
Spuren von Etwas, das man nicht kaufen kann. Es fehlen so sehr: Zufall,
Bass, Nacht. Verheißung. Vor dem Kit Kat wartet schon einer. Ich
positioniere mich günstig. Es tut so gut, einfach da zu stehen. Die
Fotografie des gefallenen Engels mit tätowiertem Schädel. Es war einmal …
die Clubkultur.
Schon darf ich Platz nehmen, im Freien, schon krieg ich dieses fiese
Stäbchen ins Hirn geprokelt, na ja, fast, offenbar nur durch die Nase
hinten in den Rachen. Es ist, wie vom Zehner springen, wie ordentlich
Wasser in die Nase kriegen, das Feuer wird. Nur intimer. Mein Tester lacht:
„So, haben wir kurz gebondet. Na, fühlste dich schön erfrischt?“ Noch bev…
das gemeine Gefühl ganz aus diesem Zwischenraum von Nase und Mund, irgendwo
innen im Schädel, da links bei den Augen, also, noch bevor das Gefühl ganz
verschwunden ist, kommt das Ergebnis per SMS. Glück gehabt. Kinder dürfen
in die Schule. Zwei Tage noch. Kirsten Reinhardt
31 Dec 2020
## AUTOREN
Kirsten Reinhardt
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