# taz.de -- corona in hamburg: „Sanitäre Anlagen für alle Menschen“ | |
Interview Lissy Malethan | |
taz: Herr Bloh, warum ist es gerade so wichtig, dass Obdachlose sich | |
waschen können? | |
Dominik Bloh:Es ist ein menschliches Grundbedürfnis. Sich waschen zu | |
können, müsste ein Menschenrecht sein. Vor allem jetzt, während der | |
Pandemie, wo Hygiene das oberste Thema ist, ist es wichtig, dass für | |
Menschen auf der Straße sanitäre Anlagen zur Verfügung stehen. Es sollte | |
also in dieser Zeit doppelt und dreifach möglich sein, diese für alle | |
anzubieten. | |
Vor dem Millerntorstadion stehen ab heute drei neue Duschcontainer. | |
Genau, heute werden sie angeliefert. Die nächsten drei Monate werden sie | |
auf dem Harald-Stender-Platz stehen. Donnerstag startet der Betrieb. | |
Obdachlose und wohnungslose Menschen können montags und mittwochs in der | |
Zeit von 13–18 Uhr und dienstags, donnerstags und freitags in der Zeit von | |
10–15 Uhr bei uns vorbeikommen. | |
Warum nur für drei Monate? | |
Das ist eine berechtigte Frage. Die Gefahr durch diese Pandemie wird sich | |
auch nicht während der nächsten drei Monate auflösen. Der Schutz vor dem | |
Coronavirus ist der Hauptgrund, warum das Bezirksamt Mitte die Container | |
aufstellen lässt und finanziert. | |
Kann daraus ein langfristiges Projekt werden? | |
Wir hoffen, dass die Möglichkeit besteht – wenn wir zeigen, dass es den | |
Bedarf gibt und wir die Sache gut machen. Wir arbeiten darauf hin, eine | |
dauerhafte, teilstationäre Lösung anzubieten. | |
Wie viele Menschen können sich dann täglich dort waschen? | |
Im Bus, der mit drei Bädern ausgestattet ist, können täglich bis zu 35 | |
Menschen duschen. Da sind unsere Kapazitäten auch oft ausgelastet. In jedem | |
der Duschcontainer befindet sich jeweils ein voll ausgestattetes Einzelbad, | |
wir wollen Privatsphäre schaffen. | |
Inwiefern hat sich die Nachfrage während der Pandemie geändert? | |
Dadurch, dass die Einrichtungen geschlossen sind und die Stadt im letzten | |
halben Jahr rund fünf Dixi-Klos aufgestellt hat, ist die gesamte | |
Infrastruktur für Menschen auf der Straße zusammengebrochen. Der Alltag war | |
anders. Orte, wo man sonst hinging, waren geschlossen. Dadurch, dass wir am | |
Start geblieben sind und zusätzlich die Kooperation mit dem Bäderland | |
hatten, haben an einem Tag auch bis zu 50 Menschen bei uns geduscht. | |
Von der Stadt kam zu wenig Unterstützung? | |
Die Politik der Stadt Hamburg tut zu wenig für obdachlose Menschen. Wir | |
sind dankbar, dass wir jetzt mit dem Bezirksamt zusammenarbeiten, aber da | |
muss viel mehr passieren. Die einzige richtige Lösung ist, Menschen | |
unterzubringen. Die Anwendung von Housing First spielt hierbei eine große | |
Rolle. Erst, wenn wir als Gobanyo arbeitslos sind, ist das Ziel erreicht. | |
23 Dec 2020 | |
## AUTOREN | |
Lissy Malethan | |
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