# taz.de -- Traum vom Terror | |
> Vor dem Landgericht Hildesheim muss sich der 22-jährige Rechtsextremist | |
> Felix F. verantworten. Er soll ein Attentat auf eine Moschee wie in | |
> Christchurch geplant haben | |
Bild: Versteckt sich hinter einer Zeitung, liest aber offenbar lieber Verschwö… | |
Von David Speier | |
Ein 22-jähriger Hildesheimer soll Anschläge auf Muslime geplant haben. Ein | |
Chatpartner hatte den Angeklagten der Polizei gemeldet, die daraufhin seine | |
Wohnung durchsuchte und ihn vorläufig festnahm. Jetzt muss sich Felix F. | |
vor dem Landgericht Hildesheim verantworten. | |
Er befinde sich vor einer Moschee, sei im Besitz von Waffen und wolle | |
gleich Muslime töten, schrieb Felix F. Ende Mai 2020 seinem – ihm | |
unbekannten – Chatpartner über die Plattform Omegl. Dort werden | |
Nutzer*innen zufällig Chatpartner*innen zugeteilt. Er wolle „Rache für die | |
islamistischen Terroranschläge“ nehmen und seine Tat so ausführen wie | |
Brenton Tarrant, der 2019 in zwei Moscheen in Christchurch insgesamt 51 | |
Menschen ermordet hatte. | |
Sein Chatpartner aus Nordrhein-Westfalen informierte damals die Polizei, | |
die Felix F. ausfindig machte und einen Tag später durch Spezialkräfte | |
festnehmen ließ. In seiner Wohnung in Hildesheim fanden die Beamt*innen | |
Waffen und persönliche Notizen, die auf die Planung eines Anschlags | |
hindeuteten. | |
Vor dem Landgericht Hildesheim hat nun der Prozess gegen Felix F. mit der | |
Verlesung der Anklageschrift begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm | |
insgesamt sechs Straftaten vor. Darunter die Vorbereitung einer schweren | |
staatsgefährdenden Gewalttat, die Störung des öffentlichen Friedens durch | |
Androhung von Straftaten, Volksverhetzung, Beleidigung und Bedrohung. | |
Zunächst war der Angeklagte im Mai in einer Klinik untergebracht worden. | |
Das Amtsgericht Hildesheim hatte es anfangs abgelehnt, einen Haftbefehl zu | |
erlassen. Die Polizei vermutete, die Anschlagsdrohung sei auf den | |
psychischen Gesundheitszustand von Felix F. zurückzuführen. Doch die | |
Staatsanwaltschaft legte dagegen Beschwerde bei der Staatsschutzkammer des | |
Landgerichts Lüneburg ein und ließ den Angeklagten in Untersuchungshaft | |
nehmen. | |
Weil in dem jetzt laufenden Verfahren auch frühere Straftaten von Felix F. | |
verhandelt werden, läuft es vor der Jugendkammer des Landgerichtes | |
Hildesheim statt vor der Staatsschutzkammer des Landgerichtes. | |
Bereits 2017 soll Felix F. eine damals 15-Jährige unter einem falschen | |
Namen auf Facebook kontaktiert und ihr mehrere Bilder seiner Genitalien | |
geschickt haben. Das Mädchen versuchte, den Kontakt abzubrechen, wurde | |
daraufhin durch den Angeklagten bedroht und beleidigt. Als die Mutter | |
ankündigte, die Polizei einzuschalten, drohte der Angeklagte, er werde ihre | |
Tochter „mit einem Messer töten, mit Benzin übergießen und anzünden“. | |
Mutmaßlich im Jahr 2019 begann Felix F. sich laut der Anklageschrift der | |
Staatsanwaltschaft online weiter zu radikalisieren. Er beschäftigte sich | |
mit dem Verschwörungsmythos des Bevölkerungsaustauschs und sah sich den | |
Holocaust verharmlosende Videos an. Er trat mehreren rassistischen | |
Online-Gaming-Gruppen wie „Hitler ist ein Ehrenmann“ bei und vertiefte | |
seinen Hass auf Frauen, schwarze Menschen und Jüd*innen. Einen Beitrag habe | |
er mit den Worten „Sieg Heil“ beendet. | |
Im Chatportal Omegl traf F. im August 2019 auf einen schwarzen Chatpartner, | |
den er rassistisch als „dummen Affen“ und mit dem N-Wort beschimpft haben | |
soll. Weiter habe er seinen Chatpartner mit den Worten „deine Rasse wird | |
ausgerottet“ bedroht. Er freue sich darauf, wenn schwarze Menschen alle | |
„in Lager“ gesperrt und „vergast“ würden. | |
Ab Juli 2019 soll sich Felix F. näher mit der Planung eines Anschlags | |
befasst haben. Im Internet recherchierte er nach Waffen, um möglichst viele | |
Muslime zu töten. In seinen persönlichen Notizen schrieb er, er wolle sich | |
Waffen beschaffen, um damit einen Amoklauf zu begehen. Sein Ziel sei es, | |
mindestens 20 Menschen zu töten, um so zur Legende zu werden. Die ganze | |
Welt werde über ihn sprechen. Sein Anschlag solle den bisherigen extrem | |
rechten Anschlägen gleich kommen. | |
Als Anschlagsziel nannte er laut Staatsanwaltschaft konkret wahhabitische | |
Moscheen. Bis zum Mai 2020 beschaffte sich Felix F. zwei Armbrüste mit | |
Zielfernrohr und Pfeilen sowie mehrere Messer und einen | |
Teleskopschlagstock. Die Waffen wurden im Rahmen der Hausdurchsuchung | |
sichergestellt. Die Generalstaatsanwaltschaft wirft F. vor, sich die Waffen | |
zur Durchführung eines Anschlags beschafft zu haben. | |
In den kommenden Wochen soll vor Gericht ein Gutachter zur Schuldfähigkeit | |
des Angeklagten aussagen und klären, ob er womöglich psychische Probleme | |
hat. Der Verteidiger Kurt Georg Wöckener kündigte an, dass sich auch F. | |
selbst im Laufe des Prozesses zu den Vorwürfen äußern wolle. | |
8 Dec 2020 | |
## AUTOREN | |
David Speier | |
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