# taz.de -- das portrait: Für Susanne Krause steht Unterwegssein im Mittelpunkt | |
Bild: Wenn Sport machen, dann richtig: An Land sitzt Seglerin Susanne Krause (l… | |
Premiere auf der Außenalster: Die besonders inklusive Segel-WM hat dort | |
soeben stattgefunden. Moment – besonders inklusiv? Ja, sagt Susanne Krause: | |
Weil dabei „ambitionierte Segler:innen mit und ohne Handicap gemeinsam in | |
einem Boot sitzen“. Die 55-Jährige ist verblüfft darüber, wie schnell so | |
ein Team zusammenwächst und vor allem, wie zwei Segler:innen auf ganz | |
unterschiedlichem Niveau zusammenarbeiten. Denn indem da zwei Menschen in | |
einem Boot sitzen, könne eine:r von beiden auch noch Lernende:r sein. Und | |
das ermögliche mehr Menschen, den Segelsport auszuprobieren – solchen mit | |
Bewegungseinschränkungen und solchen ohne. | |
Sportliche Gemeinschaft, Events, die Menschen zusammenbringen: Das | |
fasziniere sie, sagt die Sportlerin. Egal, an welcher Disziplin sie sich | |
schon versucht habe: Im Mittelpunkt stehe das Unterwegs- und das Aktivsein. | |
„Sachen packen, Leute treffen“, sagt Krause, „ein Wochenende hier, ein | |
anderes da.“ Regatten an unterschiedlichen Orten segelt sie daher häufig, | |
ein, zwei Mal im Monat – wenn nicht gerade Pandemiebedingungen herrschen. | |
Die ehemalige Handballerin ist früher viel mit dem Fallschirm durch die | |
Luft gesegelt – darin hält sie sogar einen Weltrekord. Heute geht das nicht | |
mehr: Krause sitzt im Rollstuhl. Stattdessen segelt sie halt übers Wasser. | |
Dabei ist sie an diesen Sport eher zufällig geraten. Sie besuchte eine | |
Reha, nachdem sie sich aufgrund ihrer Erkrankung an Multipler Sklerose eine | |
Verletzung zugezogen hatte. Dort wurde zweimal die Woche eine Art Segel-AG | |
für die Patient:innen angeboten. „Das hat dann Menschen, die an | |
Lebensperspektive verloren haben, gezeigt: Hey!“, erzählt Krause, „Du | |
kannst das, wenn du möchtest!“ Innerhalb eines Jahres trat sie 2013 dem | |
Verein bei, der die AG veranstaltet hatte – wenn sie sich einmal für etwas | |
begeistert habe, dann sei sie voll dabei. | |
Nach weiteren zwei Jahren, 2015, fing Susanne Krause an, Regatten zu | |
segeln. Dabei bleibt ihr Highlight die „besonders inklusive“ Inklusive WM | |
auf der Außenalster. „Ein derartiges Gewässer mitten in der City“, schwä… | |
sie. Es sei ein „glückseliger Moment“ gewesen, als sie das zum ersten Mal | |
gemacht habe: „Leinen los, vom Ufer weg und alles ist vergessen!“ Die | |
Elbphilharmonie, die Kirchtürme, überhaupt die Skyline der Stadt sehen zu | |
dürfen, das sei der „pure Wahnsinn“, sagt Krause, die seit 35 Jahren in | |
Hamburg lebt. Mit dem neuartigen Doppelsitzer-Segelboot wird daraus ein | |
gemeinsames Erlebnis – Krause nahm mit ihrem Lebensgefährten teil, der auch | |
ein passionierter Segler ist. | |
Krause freut sich schon aufs nächste Segel-Jahr. Bestimmt wird es wieder | |
eine Segel-WM geben, wahrscheinlich im Ausland. „So was will ja jeder mal | |
organisieren“, sagt sie. Klar, die inklusive Veranstaltung sei noch | |
verbesserungswürdig. „Die Veranstalter:innen müssen den Umgang mit so | |
vielen Gehandicapten erst lernen.“ Und wann etwa die ehrenamtlichen | |
Helfer:innen mit anfassen dürfen, wann sie es gar müssen, das sei auch eine | |
Frage der Erfahrung. Aber gerade weil alle Beteiligten noch zu lernen | |
hätten, sei es ein „wahnsinnig wichtiges Projekt“. Leonie Theiding | |
19 Oct 2020 | |
## AUTOREN | |
Leonie Theiding | |
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