# taz.de -- Das Geld ist nur einen Klick entfernt | |
> In Hamburg warten Menschen mit Behinderungen monatelang auf ihre | |
> Zuschüsse für Miete und Betreuung | |
Von Deborah Kircheis | |
Die dritte Reformstufe des Bundesteilhabegesetzes sollte Menschen mit | |
Behinderungen zu mehr Selbstbestimmung verhelfen, doch im Fachamt für | |
Eingliederungshilfe in Hamburg stauen sich Anträge auf Kostenübernahme der | |
Betroffenen – für Miete, Assistenzleistungen oder Mobilität. Nun wenden | |
sich Vertreterinnen des Elternvereins Leben mit Behinderung in einem | |
Offenen Brief an das zuständige Bezirksamt. | |
Zum Jahresbeginn änderten sich mit dem Bundesteilhabegesetz auch die | |
Zuständigkeiten der Eingliederungshilfe Hamburg. Das Fachamt ist an das | |
Bezirksamt Wandsbek angegliedert. Bescheide müssten im Zuge der Reform neu | |
erstellt oder angepasst werden, aber: „Viele Stellen sind unbesetzt, sodass | |
nicht alle Vorgänge zügig bearbeitet werden konnten“, sagt | |
Bezirksamtssprecherin Claudia Petschallies. | |
Das fällt den Zuwendungsempfänger*innen zur Last. An Unterkünfte, in denen | |
Menschen im betreuten Wohnen leben, wurden plötzlich keine Mieten mehr | |
gezahlt. Die Verwalter*innen der Unterkünfte beantragten nun vorläufig | |
Darlehen, um die Mieten vorzustrecken. Menschen, die neue Anträge stellten, | |
können Leistungen, die ihnen zustehen, nicht in Anspruch nehmen. In ihrem | |
Offenen Brief wendeten sich deshalb Geschäftsführerin Kerrin Stumpf und die | |
Vorsitzende des Elternvereins, Ingrid Jäger, an den Wandsbeker | |
Bezirksamtsleiter Thomas Ritzenhoff. Die Betroffenen fielen in eine | |
unmündige Rolle zurück und seien abhängig vom guten Willen der Behörden. | |
Das widerspräche der Idee des Bundesteilhabegesetzes, kritisiert Stumpf. | |
Das Bezirksamt sagt dazu: „Wir arbeiten daran, dass die Rückmeldungen | |
schneller gegeben werden können.“ Dafür erhalte das Fachamt derzeit | |
Unterstützung durch Mitarbeiter*innen anderer Fachbereiche, um personelle | |
Lücken zu schließen. | |
Offenbar mit erstem Erfolg: Nachdem das Fachamt mehrere Wochen nicht | |
erreichbar gewesen sei, hätten die ersten Menschen wieder Rückmeldungen | |
bekommen, sagt Stumpf. Aber nun müsse man schnell auch komplexe Anträge | |
bearbeiten. „Angeblich wurden kistenweise Briefe in den Keller gebracht. | |
Die müssen nun sofort wieder hoch geholt werden.“ | |
Doch der Behörde mache nach eigener Aussage auch ein neues EDV-System | |
Probleme. Die Schulung der Mitarbeiter*innen koste Zeit. „Es kann nicht | |
sein, dass Zuwendungsempfänger kein Geld mehr kriegen und wir auf Nachfrage | |
hören, dass die Sachbearbeiter*innen den Haken nicht setzen konnte, weil | |
das System fehlerhaft sei“, sagt Stumpf. „Für uns sind sogar negative | |
Bescheide günstiger, als gar keine Bescheide zu bekommen. Denn gegen | |
negative Bescheide können wir Klage einreichen.“ | |
Marc Buttler, der Fraktionsvorsitzende der Bezirks-SPD ist optimistisch: | |
„So ein Personalbesetzungsverfahren dauert eben ein bisschen. Aber unsere | |
Erwartung ist, dass das alles so schnell wie möglich passiert.“ | |
24 Sep 2020 | |
## AUTOREN | |
Deborah Kircheis | |
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