# taz.de -- weggeklagt: Der Versuch, Fridays for Future auszubremsen, scheitert… | |
Die Sozialbehörde hat anscheinend keine Ahnung davon, was es bedeutet, in | |
Coronazeiten eine Großdemo auf die Beine zu stellen – oder es ist ihr | |
einfach egal. Davon zeugte jedenfalls die Entscheidung, statt 10.000 nur | |
noch 2.000 Teilnehmer*innen zu erlauben – und das einen Tag vor der | |
Protestaktion. | |
Die hatten die Aktivist*innen wochenlang geplant: drei Demozüge, unterteilt | |
in einzelne Blöcke mit Abstandsregeln, Maskenpflicht und Zählung der | |
Teilnehmenden. Dazu kam die Vorbereitung der Technik, Logistik, Presse- und | |
natürlich Mobilisierungsarbeit. Eine Mammutaufgabe. | |
„Es wirkt wie ein politisch motivierter Versuch, legitimen und | |
coronasicheren Klimaprotest stoppen zu wollen“, hieß es in einem | |
Instagram-Post der Klimaschützer*innen, als die Einschränkungen bekannt | |
wurden. Es wirkt nicht nur so – es ist einer! Und das nicht zum ersten Mal. | |
Kaum eine andere Stadt tritt das Versammlungsrecht seit Beginn der | |
Coronapandemie so mit Füßen wie Hamburg. Im April wurde eine Demonstration, | |
ironischerweise „gegen die faktische Aussetzung der Versammlungsfreiheit“, | |
von den Behörden trotz Schutzkonzepts untersagt. | |
Im Fall der Klimademo gab das Verwaltungsgericht den Aktivist*innen recht, | |
und zwar deutlich: Die Stadt habe versäumt, „sich mit dem konkreten | |
Hygienekonzept des Versammlungsanmelders auseinanderzusetzen“, heißt es in | |
der Pressemitteilung zum gestrigen Eilbeschluss. | |
Klar, über das Wort „coronasicher“ lässt sich streiten. Doch selbst nach | |
den Black-Lives-Matter-Protesten mit zigTausenden Teilnehmer*innen gab es | |
kein nennenswertes Infektionsgeschehen. Und da war das Hygienekonzept | |
längst nicht so durchdacht, ganz zu schweigen von irgendwelchen | |
„Querdenker“-Demos, wo erst gar keins existiert. | |
Wer in der „Fridays for Future“-Bewegung so wenig Potenzial sieht, dass er | |
die Demo einen Tag vorher auf ein Minimum reduzieren will, muss nicht nur | |
ignorant, sondern auch naiv sein. Denn mal ehrlich: So oder so hätten sich | |
mehr als 2.000 Menschen nicht davon abhalten lassen, für eine konsequente | |
Klimapolitik auf die Straße zu gehen. Am Ende waren es 16.000. Lena Toschke | |
26 Sep 2020 | |
## AUTOREN | |
Lena Toschke | |
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