# taz.de -- heute in hamburg: „Es geht um Begleitung auf Augenhöhe“ | |
Interview Lena Toschke | |
taz: Frau Büchmann, warum brauchen manche Senior*innen Assistent*innen? | |
Ute Büchmann: Alte Menschen brauchen nicht nur Pflege und | |
Haushaltsunterstützung. Die mentale Betreuung ist mindestens genauso | |
wichtig. Dass jemand da ist, der zuhört und sich kümmert, wenn die | |
Angehörigen keine Hilfe leisten können, weil sie beispielsweise weiter weg | |
wohnen. Alte Menschen brauchen jemanden, der Kommunikation bietet, sonst | |
fühlen sie sich häufig einsam. | |
Was genau machen die Assistent*innen? | |
Die Aufgaben sind sehr unterschiedlich. Das kann der 80. Geburtstag sein, | |
der sich nicht von alleine organisiert, oder die Begleitung zum Arzt oder | |
Friedhof. Es geht darum, das Potenzial älterer Menschen zu fördern und | |
Lebensqualität zu vermitteln, denn auch ältere Menschen wollen eine Zukunft | |
haben. | |
Also eine Art von Betreuung. | |
Betreuung hat für mich einen überstülpenden Charakter, wie ein Programm, | |
das man abspielt. Deswegen habe ich den Begriff Assistenz gewählt, um zu | |
zeigen, dass es um die Begleitung älterer Menschen auf Augenhöhe geht, auf | |
partnerschaftlicher Ebene. | |
Wie sind Sie dazu gekommen, mit 52 Jahren ein Unternehmen zu gründen? | |
Als mein Vater nach dem Tod meiner Mutter in ein tiefes Loch fiel, stellte | |
ich fest: Er braucht jemanden, mit dem er über Sport und Politik | |
diskutieren oder Schach spielen kann. Außerdem war ich 16 Jahre lang | |
kommunale Frauenbeauftragte und kannte viele Frauen, die gerne im sozialen | |
Bereich arbeiten wollten, aber keine Kapazitäten hatten, um eine | |
dreijährige Ausbildung zu absolvieren. Also rief ich ein Modellprojekt ins | |
Leben, eine Art Kurzweiterbildung. Das lief so gut, dass ich schließlich | |
meinen Job im öffentlichen Dienst kündigte und mich selbstständig machte. | |
Aus welchen Beweggründen machen Menschen die Ausbildung bei Ihnen? | |
Bei vielen steckt der Wunsch dahinter, etwas Sinnvolles zu tun. Die meisten | |
fühlen sich in ihrem Berufsalltag nicht wohl und möchten mehr mit Menschen | |
zu tun haben. Die Bankkauffrau zum Beispiel, die sagt: Ich möchte nicht | |
mehr den ganzen Tag mit Zahlen arbeiten, ich brauche den Kontakt, die | |
Kommunikation. | |
Was ist dabei die größte Herausforderung? | |
Der Umgang mit dem Tod – der gehört natürlich dazu. Schließlich haben wir | |
es oft mit hochaltrigen Menschen zu tun. Das mitzuerleben, ist oft schwer, | |
doch auch darauf bereiten wir in den Seminaren vor. | |
29 Sep 2020 | |
## AUTOREN | |
Lena Toschke | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |