# taz.de -- berliner szenen: Monster in meinem Garten | |
Nicht, dass ich meine Buchsbaumhecke besonders geliebt habe. Sie sieht ein | |
bisschen spießig aus. Aber sie hat 18 Jahre lang zur Straße hin die Hunde | |
davon abgehalten, auf unser Grundstück zu scheißen, und zur Nachbarin hin | |
war sie ein zuverlässiger Sichtschutz – sommers wie winters. Die Sträucher | |
haben es nicht verdient, innerhalb von drei Wochen eines grausamen Todes zu | |
sterben. | |
Von innen und außen sind sie zerfressen. Riesige Gespinste zwischen den | |
Astskeletten. Feiste Schnecken noch dazu, die wahrscheinlich die Reste | |
abgefressen haben, die ihnen die Monster-Raupen übrig ließen. Die Monster, | |
die aus Asien eingeschleppt worden sind und keine natürlichen Feinde haben, | |
werden übrigens später harmlose, kleine weiße Schmetterlinge mit schwarzem | |
Rand, denen auch nur ein kurzes Leben beschieden ist. Warum müssen sie für | |
dieses kurze Leben so viel Tod bringen? Insgesamt 20 Meter Buchsbaumhecke | |
haben sie zerstört. Ich hasse Buchsbaumzünsler! | |
Ich ekelte mich vor den Hecken, aber sie mussten raus. Mit Schere und | |
Handschuhen bewaffnet, begann ich die Hecke von außen in kleine Teile zu | |
zerschneiden. Der Buchsbaum stank, aber er tat mir leid. Im kargen | |
märkischen Sand hatte er kein leichtes Leben gehabt, die trockenen Sommer | |
in den letzten Jahren hatten ihm auch noch zugesetzt. | |
Ich bildete mir ein, mit dem sorgfältigen Zerstückeln der Hecke eine letzte | |
Ehre zu erweisen. Als ich nicht mehr weiterkam mit der Schere, kamen die | |
Männer mit der Motorsäge. In einer halben Stunde war alles vorbei. | |
Wir werden jetzt einen schönen Holzzaun machen. Luftig und leicht. Und | |
verschiedene Sträucher, schön blühend oder mit leckeren Beeren dahinter | |
pflanzen. Nicht mehr so blickdicht, aber schön. Eigentlich bin ich froh, | |
dass der Buchsbaum weg ist. Elke Eckert | |
29 Sep 2020 | |
## AUTOREN | |
Elke Eckert | |
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