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# taz.de -- Besser: Der Ausländerschutzbeauftragte
> Der Ausländerbeauftragte kämpft. An vielen Fronten. Er fühlt sich oft
> unverstanden und einsam. Ausländerfreunde hat er auch, aber nicht zu
> viele.
Bild: Hat mit dem Thema nichts zu tun, sieht aber süß aus
Der Ausländerschutzbeauftragte erfüllt eine wichtige Aufgabe. Denn einer
muss die Ausländer ja beschützen. Nicht vor Naziterroristen, das kriegt der
Ausländerschutzbeauftragte auch nicht hin. Aber wenigstens weiß er
hinterher, dass man die Ausländer hätte beschützen müssen. Und das ist ja
auch schon was.
Der Ausländerschutzbeauftragte kämpft, immerzu, an vielen Fronten. Manchmal
fühlt er sich unverstanden, oft einsam. Aber er weiß, dass er für das Gute
kämpft. Und er ist nicht allein. Er hat Freunde. Die arbeiten in der
Senatsstelle für Ausländerschutz, vertreten den Zentralrat der
Ausländerschützer oder forschen am Institut für Ausländerschutzforschung
und erstellen Studien, in denen sie darüber informieren, wie es um den
Ausländerschutz in Deutschland bestellt ist: nicht so gut.
Diese Studien nimmt der Ausländerschutzbeauftragte begierig auf – die
Studie ist die schärfste Waffe des Ausländerschutzbeauftragten – und
verbreitet sie freudig weiter, bestätigen sie doch, dass der Ausländer
Schutz braucht. Seinen Schutz.
## Bei allem Maß halten, außer beim Maßhalten
Dabei muss der Ausländerschutzbeauftragte jedoch, darin den übrigen
Opferbeauftragten ganz ähnlich, auf das richtige Maß achten: Dem Ausländer
darf es nicht zu schlecht gehen, weil dies jemanden auf die Idee bringen
könnte, das ganze Geld für Ausländerschutz sei unnütz ausgegeben. Dem
Ausländer darf es aber auch nicht zu gut gehen, weil dies den
Ausländerschutzbeauftragten überflüssig machen könnte, was Gott verhindern
möge.
Der Ausländerschutzbeauftragte muss Maß halten, und vielleicht ist es diese
Eigenschaft, die ihn mehr alles andere zu seiner Aufgabe befähigt: Der
Ausländerschutzbeauftragte hält Maß, immer, nur nicht beim Maßhalten, worin
er maßlos ist.
Einige seiner Freunde sind selber Ausländer – aber nicht zu viele. Zu viele
Ausländer, das weiß der Ausländerschutzbeauftragte aus leidvoller
Erfahrung, stören den effektiven Ausländerschutz, vor allem wenn sie krude
Ansichten verbreiten, die dem Ausländerschutz schaden bzw. diesem einen
Bärendienst erweisen. Das Krude aber ist, neben dem Klischee (das immer
billig ist), der Polemik (die manchmal ebenfalls billig, mitunter aber
platt bzw. plump ist) und dem Populistischen (das, da hat der
Ausländerschutzbeauftragte recht, immer Dreck ist) der ärgste Feind des
Ausländerschutzbeauftragten.
(…)
Aber so was würde der Ausländerschutzbeauftragte niemals sagen, wie er zwar
oft empört ist, aber niemals ausfallend wird. Der
Ausländerschutzbeauftragte ist seriös, er will ja noch etwas erreichen im
Leben. Humor ist seine Sache nicht, dafür ist der Ausländerschutz eine viel
zu ernste Sache. Der Ausländerschutzbeauftragte hat immer das letzte Wort.
Denn wer das letzte Wort hat, hat irgendwie recht.
Aber der Ausländerschutzbeauftragte empfindet keinen Hass, keinen Zorn. Er
ist nie gelangweilt und wird niemals müde. Der Ausländerschutzbeauftragte
will die sachliche Debatte. Er ist ja auch kein Ausländer.
Hinweis: Der ursprüngliche Text, erstmals veröffentlicht am 6.11.2012,
enthielt eine Passage, die aufgrund eine Gerichtsurteils nicht mehr
veröffentlicht werden darf. Wir haben diese Passage entfernt.
2 Sep 2020
## AUTOREN
Deniz Yücel
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