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# taz.de -- heute in hamburg: „Die Klimakrise ist existenziell“
Interview Lena Toschke
taz: Frau van Bronswijk, wie wirkt sich die Klimakrise auf die Psyche aus?
Katharina van Bronswijk: Mit der Klimakrise gehen unangenehme Gefühle
einher. Zum einen ist es natürlich extrem belastend, Opfer einer
Naturkatastrophe zu werden. Das ist ein traumatisches Ereignis, das man
erst einmal verarbeiten muss. Sich gedanklich immer wieder mit dem
Klimakollaps zu beschäftigen, ist allerdings auch belastend. Viele Menschen
machen sich Sorgen im Hinblick auf die Zukunft und fragen sich, ob sie
überhaupt noch Kinder in die Welt setzen sollten.
Wovon hängt unsere emotionale Betroffenheit ab?
Einerseits natürlich davon, ob Klima- und Umweltschutz identitätsstiftende
Werte für mich sind. Andererseits spielt die psychische Veranlagung eine
Rolle: Bin ich eher jemand, der sich gedanklich mit Problemen beschäftigt
oder jemand, der psychische Belastungen auf der körperlichen Ebene
verarbeitet? Das kann sich dann wiederum sehr unterschiedlich äußern.
Welche Bewältigungsstrategie empfehlen Sie?
Es ist gut, unangenehme Gefühle möglichst ganzheitlich zu verarbeiten. Das
bedeutet, sich nicht nur auf der rationalen Ebene damit zu beschäftigen,
sondern auch auf der emotionalen Ebene, um nicht in diese typischen
Grübelschleifen zu kommen. Mit anderen zu reden, kann helfen, Trauer und
Wut zu verarbeiten. Denn letztlich ist die Klimakrise eine existenzielle
Krise, die uns alle betrifft.
Wie lässt sich die Leugnung einer solchen Krise psychologisch erklären?
Leugnung ist ein Abwehrmechanismus, das ist eine ganz normale Reaktion der
Psyche auf unangenehme Gefühle, wie sie durch die Klimakrise entstehen.
Diese Abwehr kann bewusst stattfinden, wenn ich beispielsweise geflogen bin
und mein schlechtes Gewissen durch Kompensationszahlungen beruhige. Oder
eben unbewusst, dann blendet man die Gefühle einfach aus und stellt
womöglich auch deren Ursache infrage.
Wie bleiben wir trotzdem handlungsfähig?
Gerade wenn es um Probleme geht, die wir nicht alleine lösen können, kann
es hilfreich sein, politisch aktiv zu werden. Wenn ich auf eine Demo gehe
und mit Politiker*innen spreche, werde ich mir meiner Selbstwirksamkeit
bewusst und merke: Ich kann etwas bewirken. Das hilft gegen dieses
Ohnmachtsgefühl, das wir häufig verspüren.
24 Sep 2020
## AUTOREN
Lena Toschke
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