# taz.de -- das portrait: Christian Weiß beschenkt Politiker*innen | |
Bild: Noch mit keinem Rechtspopulisten aneinandergeraten: Christian WeißFoto: … | |
Christian Weiß brachte am 20. Februar 709 Päckchen zur Verwaltung des | |
Deutschen Bundestages. Darin befanden sich für jede*n Mandatsträger*in eine | |
Ausgabe des Buches „Sag was! Radikal höflich gegen Rechtspopulismus | |
argumentieren“ und ein persönliches Anschreiben. Weiß bezeichnet sich zwar | |
nicht als politisch aktiv, aber dieses Buch wollte er an viele Menschen | |
herantragen. „Es ging mir darum, den Leuten, die wirklich eine große | |
Strahlkraft haben, ein Werkzeug an die Hand zu geben.“ Denn es beschreibe, | |
wie man rechtspopulistische Argumentationen entschärfen kann. Das kritische | |
Gespräch über politische Themen ist für ihn Teil der persönlichen | |
Verantwortung, die jede*r trage. | |
Der 41-Jährige Geschäftsführer einer Kunststoffhandelsfirma entdeckte das | |
Buch auf einer Lesung in einer Hamburger Buchhandlung. Titel und Thema des | |
Buchs weckten sein Interesse und er entschied sich, es Weihnachten an seine | |
Kund*innen, Lieferant*innen und Partner*innen zu senden. Während einer | |
zweiten Lesung erfuhr er, dass Dirk Roßmann, das Buch „Wir sind das Klima“ | |
an die Bundestagsabgeordneten verschenkte. „Da habe ich das erste Mal | |
erfahren, dass so was überhaupt geht“, sagte Weiß. Im Gespräch mit seiner | |
Assistentin kam ihm die Idee, selbst das Buch „Sag was“ zu verschenken. | |
Weiß rechnete nicht mit Dankesbriefen. Doch er erhielt 19 Antworten. „Jede | |
Partei antwortete in einem Stil, in dem ich sie eingeordnet hätte. Nur die | |
SPD überraschte mich.“ SPD-Abgeordnete schrieben ihm, dass sie das Buch | |
weitertragen und in ihre Arbeit integrieren wollen, so wie er sich das | |
wünschte. | |
Weiß ist nie mit Rechtspopulist*innen aneinandergeraten. Erst ein Mal hatte | |
er ein langes Gespräch mit einem Kunden über die AfD. Er dachte, er müsse | |
nun die Kundenbeziehung abbrechen, denn: „Ich werde niemals an Nazis | |
verkaufen.“ Doch zum Ende klärte sich auch diese Situation auf. | |
Verschwörungsgläubige schätzt Weiß wesentlich ungefährlicher ein als | |
Rechtspopulist*innen. „Die erreichen nie die große Masse.“ Nur die Mischung | |
von Verschwörungsgläubigen, Rechtspopulist*innen und Rechtsextremist*innen, | |
die man momentan beobachten könne, sei gefährlich. | |
„Ich bin glücklich, in Hamburg zu sein, weil es Rechte und | |
Rechtspopulist*innen hier extrem schwer haben“, sagt er. Wahrscheinlich | |
sei das sogar der Antifa zu verdanken. „Nazis aufs Maul ist aber nicht der | |
richtige Weg, um generell gegen das Problem vorzugehen.“ Das Buch sei da | |
einfach viel effektiver. Deborah Kircheis | |
4 Sep 2020 | |
## AUTOREN | |
Deborah Kircheis | |
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