# taz.de -- „Die kleinen Mädels stehen voll lange Schlange“ | |
> Women*Team (XVI): Sportlerinnen bekommen weniger Aufmerksamkeit und Geld | |
> für ihre Leistungen als Männer. Hier kommen sie zu Wort. Kira Horn spielt | |
> Hockey beim Club an der Alster und im Nationalteam. Sie stört es nicht, | |
> dass der Sport in Deutschland nicht populär ist – in Argentinien stehen | |
> die Zuschauer*innen an | |
Interview Maike Krob | |
taz: Frau Horn, wer ist besser beim Club an der Alster, die Männer oder die | |
Frauen? | |
Kira Horn: Das ist ja eine fiese Frage. Wenn man allein unsere Erfolge in | |
den letzten zwei bis drei Jahren sieht, haben wir mehr Titel eingefahren. | |
Also wenn man rein nach den Titeln geht und sie einfach aufzählt, sind wir | |
besser. | |
Kriegen Sie dadurch auch mehr Geld? | |
Nein. Hockey ist ein Sport, bei dem es in Deutschland nicht nur um Geld | |
geht. | |
Bekommen die Männer mehr Geld? | |
Ich habe da, ehrlich gesagt, keinen Überblick. | |
... und Aufmerksamkeit? | |
Bei uns im Club ist das recht ausgeglichen und grundsätzlich ist Hockey ja | |
nicht so ein wahnsinnig bekannter Sport wie der Fußball. Deswegen gibt es | |
da nicht so krasse Unterschiede. | |
Haben Sie schon mal in Ländern gespielt, wo Hockey sehr groß ist? | |
Ja. Mit der Nationalmannschaft waren wir zwei- oder dreimal in Argentinien. | |
Ich habe da eins meiner ersten Länderspiele im A-Kader gemacht. Die ganzen | |
kleinen Mädels stehen voll lange Schlange, um beim Damenhockey zuzugucken. | |
Das war schon ein cooles Erlebnis. | |
Wie war es dort vor großem Publikum zu spielen? | |
Es war ein wahnsinnig schönes Gefühl, weil man das beim Hockey nicht | |
unbedingt gewohnt ist. Es gibt mir einen Push, wenn viele Zuschauer da sind | |
und wenn eine coole Stimmung auf dem Platz ist. | |
Was ist denn „cool“ für Sie? | |
Wenn es irgendwie laut wird und Emotionen dabei sind, dann belebt die | |
Atmosphäre das ganze Spiel. Solche Spiele gefallen mir besonders gut. Es | |
ist immer dann cool, wenn es um etwas geht und viele Menschen da sind. | |
Bremst Corona Ihren Erfolg? | |
So kann man das jetzt nicht sagen. Auch unsere Gegner spielen im Moment | |
nicht. Die ganze Hockeywelt steht momentan etwas still. Der eigene Erfolg | |
wird einfach unterbrochen und geht hoffentlich schnell wieder weiter. | |
Finden Sie es richtig, dass die Champions League beim Fußball stattfand, | |
aber Olympia abgesagt wurde? | |
So richtig bewerten kann ich das nicht, da ich nicht alle Hintergründe zur | |
Champions League kenne. Die Entscheidung zur Olympia-Absage war recht | |
alternativlos, weil einfach unglaublich viele Länder involviert sind und | |
die Pandemie die ganze Welt betrifft. | |
Nehmen Sie dann nächstes Jahr an Olympia teil? | |
Die Entscheidung ist noch nicht getroffen, aber wir sind für das Jahr 2021 | |
mit unserem Olympiakader qualifiziert. Er besteht aus 24 Personen. Die | |
finale Nominierung ist aber erst ein paar Wochen vor Olympia, weil nicht | |
der ganze Kader dabei sein kann. | |
Sie sind weit gekommen, was hat Sie angetrieben weiterzumachen? | |
Mannschaftssport an sich gefällt mir gut, und ich spiele Hockey schon mein | |
Leben lang – es ist meine Leidenschaft. Es ist ein sehr familiärer Sport, | |
das merkt man gerade beim Club an der Alster sehr extrem. Ich spiele mit | |
vielen, mit denen ich angefangen habe, immer noch in einer Mannschaft. | |
Hockey wird oft als elitärer Sport belächelt – stört Sie das? | |
Nein, absolut gar nicht. Es ist auch nur bedingt richtig, weil es auch in | |
Hamburg viele Vereine gibt, die nicht als elitär gelten. Da gibt es | |
genügend Möglichkeiten für jeden in Hamburg Hockey zu spielen. | |
Auch bei Ihnen im Club? Man muss über 4.000 Euro zahlen, um überhaupt | |
Mitglied zu sein. | |
Wenn man in einer Leistungsmannschaft spielt, zahlt man keine Beiträge. | |
Was machen Sie, wenn Sie nicht Hockey spielen? | |
Ich arbeite bei Closed, das ist ein Hamburger Modeunternehmen und ich bin | |
da in der E-Commerce-Abteilung. | |
Lassen sich Ihre Arbeit und der Leistungssport vereinen? | |
Meine Chefs unterstützen das wahnsinnig toll – ohne ihre Unterstützung | |
wäre das nicht möglich. | |
Warum überhaupt Hockey? | |
Ehrlich gesagt: durch meine Familie und Klassenkameraden. Im Zweifel kennen | |
Hamburger*innen noch 20 andere, die Hockey spielen. In Hamburg ist es | |
einfach ein wahnsinnig bekannter Sport und dann hat es mir schnell sehr | |
viel Spaß gemacht. | |
31 Aug 2020 | |
## AUTOREN | |
Maike Krob | |
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