# taz.de -- portrait: Der „Corona-Detektiv“ | |
Dirk Kaufmann, 37, hat sich an seine Rolle als Hiobsbotschafter bereits | |
gewöhnt. „Ich stelle mich vor und frage: „Sie kennen doch XY? Wissen Sie, | |
dass er positiv auf Covid-19 getestet wurde?“ Seit April arbeitet Kaufmann | |
in Heidelberg als „Containment Scout“. Der Begriff stammt aus dem | |
Englischen und bezeichnet jemanden, der bei einer Pandemie Kontaktpersonen | |
ermittelt. Bis Ende Mai waren 500 Scouts bundesweit im Einsatz, davon | |
zurzeit 63 in Baden-Württemberg, teilt das Bundesverwaltungsamt auf Anfrage | |
mit. | |
Dirk Kaufmann sitzt in seinem Büro im Gesundheitsamt, vor sich zwei | |
Bildschirme, Ordner, viele Laborzettel. Das Gespräch findet über FaceTime | |
statt. Vor Corona arbeitete Kaufmann als Theaterpädagoge. „Mensch: | |
Theater!“, ein interaktives Präventionstheater, war sein Globe. Mobbing, | |
Sucht, Missbrauch: kein Thema war zu heikel. Diese Methoden setzte Kaufmann | |
auch bei Kommunikationstrainings an Rettungsdienstschulen ein. Als ihm | |
Mitte März aufgrund der Pandemie fast alle Aufträge wegbrachen, war das | |
„ein ziemlicher Schock“. Bald wird er Vater. | |
Bundesweit haben sich knapp 10.000 Menschen als „Containment Scouts“ | |
beworben. „In der Regel Studierende“, sagt Pressesprecherin Lisa Schlager | |
vom Regierungspräsidium Stuttgart, die den Gesundheitsämtern „für „ein | |
halbes Jahr zugeordnet“ seien. Für viele eine gut bezahlte Alternative zum | |
Job im Gastronomiebereich, der stark von Einschränkungen betroffen ist. Das | |
Gehalt: 2.300 Euro brutto. | |
Als Teil eines Dreierteams half Kaufmann anfangs, Strategien zum Schutz von | |
Seniorenheimen und Pflegeeinrichtungen zu entwickeln. Später begann er, | |
Kontaktpersonen von Corona-Infizierten hinterherzutelefonieren: „Wie fühlen | |
sie sich? Haben Sie Symptome? Wo saßen Sie im Auto?“ | |
Neben der „Detektivarbeit“ spielt Seelsorge eine Rolle. „Ich will das | |
Gefühl vermitteln, dass ich am Telefon für die Person da bin“, sagt | |
Kaufmann. Seine Stimme bekommt einen „Shush-It’s-All-Right“-Ton: keine | |
Frage ist zu blöd. Sind die Einkäufe organisiert? Wer führt den Hund aus? | |
„Kommunikation ist eine Sache, die ich im Rettungsdienst unterrichte, | |
deswegen bringe ich dort schon was mit.“ Ekaterina Venkina | |
24 Jun 2020 | |
## AUTOREN | |
Ekaterina Venkina | |
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