# taz.de -- Aus dem Urlaub in die Isolation | |
> Hamburger*innen, die aus einem Risikogebiet heimkehren, müssen zwei | |
> Wochen in Quarantäne. Ihre Reisedaten ruft die Sozialbehörde direkt bei | |
> den Airlines ab | |
Bild: Mit Maske gut genug geschützt? Hamburg schickt Urlauber*innen nach Hause | |
Von Laura Strübbe | |
Am goldbraunen Sandstrand von Içmeler die Seele baumeln lassen, von der | |
Sonne geküsst zurück in den Flieger – und dann der Realitätsschock. Die | |
Coronaverordnung vom 1. Juli schreibt vor, dass Hamburger*innen, die aus | |
der Türkei oder einem anderen Corona-Risikogebiet zurückkehren, zwei Wochen | |
in Quarantäne gehen. Wie durch eine Anfrage des NDR bekannt wurde, sammelt | |
die Sozialbehörde dafür Daten von Fluggästen. | |
Um zu überprüfen, ob sich alle Rückkehrer*innen an die Ausgangssperre | |
halten, übermitteln Airlines unmittelbar nach der Landung Fluggastdaten mit | |
Namen und Adressen der Passagiere an die Sozialbehörde. Die schickt sie | |
weiter an die Gesundheitsämter – und das schon seit dem 1. Juli. | |
Auf Anfrage der taz hin, ob es datenschutzrechtliche Bedenken gäbe, ist der | |
Datenschutzbeauftragte nun gewillt, das Vorgehen der Gesundheitsbehörde zu | |
prüfen. | |
„Dabei gilt es insbesondere, Umfang und Übermittlungswege, Erhebungszweck | |
und Rechtsgrundlage der Verarbeitung zu thematisieren“, sagt Pressesprecher | |
Martin Schemm. | |
Martin Helfrich, der Sprecher der Sozialbehörde begründet die Datenabfrage | |
damit, dass in der Stadt zum Ende der Urlaubszeit eine neue Infektionswelle | |
vermieden werden solle. „Mit der Einschränkung einiger Personen verhindern | |
wir, dass sich viele Menschen einschränken müssen“, sagt Helfrich. | |
In der Coronaverordnung heißt es, dass Personen, die aus dem Ausland in | |
Hamburg ankommen, verpflichtet sind, sich nach der Einreise sofort auf | |
direktem Weg nach Hause oder in eine geeignete Unterkunft zu begeben. | |
Welche Staaten als Risikogebiete gelten, listet das Robert-Koch-Institut | |
auf. Momentan sind es 130 Länder, darunter Russland, die USA oder Ägypten. | |
Ob auch die Daten von Menschen weitergegeben werden, die nicht in | |
Risikogebieten gewesen seien, beantwortete die Sozialbehörde bis | |
Redaktionsschluss nicht. | |
Sollte ein Land zum neuen Krisenherd werden, müssten Reisende jedoch keine | |
rückwirkende Quarantäne befürchten. Maßgeblich sei der Zeitpunkt der | |
Einreise, sagt Helfrich gegenüber der taz. | |
Die Reisenden müssten die Quarantäne einplanen, egal, ob sie auf dem Land-, | |
See- oder Luftweg einreisten: „Für eine zweiwöchige Reise in ein | |
Risikogebiet sollen also vier Wochen Urlaub genommen werden“, sagt Helfrich | |
der Deutschen Presseagentur. | |
Einen Ausweg aus der Isolation gibt es jedoch: Ein negativer Coronatest ist | |
für zurückkehrende Urlauber*innen wie eine Gefängnisfrei-Karte im | |
Gesellschaftsspiel Monopoly. Zwar haben sich die Testkapazitäten | |
deutschlandweit vervierzehnfacht, den Test können sich aber wohl nicht alle | |
Urlauber*innen leisten: Für Kassenpatient*innen kostet er 128,23 Euro pro | |
Person. | |
Es können zudem weitere Kosten entstehen: „Wer zurückkehrt muss sich selbst | |
beim Gesundheitsamt melden. Wer dem nicht nachgeht, hat mit einem Bußgeld | |
zu rechnen“, sagt Helfrich. Wenn sich Rückkehrer*innen nicht bei der | |
Behörde melden, kann das bis zu 3.000 Euro kosten, heißt es im | |
Bußgeldkatalog. | |
Besuch dürfen die Betroffenen in der Quarantäne nicht empfangen. Dafür kann | |
die Stadt zwischen 300 und 5.000 Euro in Rechnung stellen. Einsam wird es | |
in der Isolation trotzdem nicht. Die Rückkehrer*innen müssten mit | |
unangekündigten Besucher*innen vom Gesundheitsamt rechnen, sagte Helfrich. | |
Die Daten hat die Behörde ja. | |
23 Jul 2020 | |
## AUTOREN | |
Laura Strübbe | |
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