# taz.de -- corona in hamburg: „Soziale Auswirkungen nicht im Blick“ | |
Interview Pascal Patrick Pfaff | |
taz: Herr Stoop, warum sind die zum Pandemieschutz verhängten Bußgelder | |
sozial ungerecht? | |
David Stoop: Das Gewicht bei den Bußgeldern liegt eindeutig auf den | |
Privatpersonen. Das ist unsozial, weil die Bußgelder pauschal verhängt | |
werden – ohne Ansehung der Einkommen betreffender Personen. Wenn ein*e | |
Minijobber*in wegen eines Verstoßes gegen die Abstandsregeln 150 Euro | |
zahlen muss, dann ist das sehr viel Geld. Bei einem Einkommensmillionär | |
fällt das kaum ins Gewicht. | |
Gegen welche Gruppen wurden denn die Bußgeldbescheide ausgesprochen? | |
Wir haben mehrere Anfragen an den Senat gestellt, doch dies wurde offenbar | |
nicht erhoben – weder die sozialen Hintergründe der Personen noch die | |
Frage, in welchen Stadtteilen die Strafgelder verordnet wurden. Das ist ein | |
mangelhaftes Monitoring, denn es zeigt, dass die sozialen Auswirkungen der | |
Bußgelder vom Senat nicht in den Blick genommen werden. | |
Wie steht es um größere Firmen? | |
Es wird Inhalt einer Anfrage an den Senat sein, wie sich die Strafgelder | |
zwischen größeren und kleineren Unternehmen verteilen. Es gibt nur wenige | |
Strafen aus dem Bußgeldkatalog für den gewerblichen Bereich – meistens sind | |
es Gaststätten. | |
Wo sehen Sie im Gewerbe noch ungeahndete Verstöße? | |
Manche Fleischbetriebe in Schleswig-Holstein haben den Infektionsschutz | |
nicht im ausreichenden Maße beachtet. Wir haben bisher aber noch keinen | |
Überblick, inwiefern bereits Infektionsschutzkontrollen in unterschiedlich | |
großen Hamburger Betrieben stattgefunden haben. Unsere Konzentration lag | |
bisher auf dem Bußgeldkatalog. Da ging es zum Teil um Gaststätten und | |
Prostitution. Die Anzahl der bestraften Fälle ist dort aber niedrig; | |
außerdem gibt es eine Diskrepanz zwischen den erzielten Einnahmen und den | |
eigentlich vorgesehenen Regelsätzen. | |
Was müsste sich in Hamburg ändern? | |
Man könnte weitere Betriebsprüfer*innen einstellen. Die sollen aber nicht | |
nur in den Gaststätten und dem Prostitutionsgewerbe unterwegs sein, sondern | |
auch dort, wo Betriebe nicht so sehr in der Öffentlichkeit stehen. Zum | |
Beispiel könnte man in der Industrie und Logistik schauen, ob hier der | |
Infektionsschutz eingehalten wird. Es bringt nämlich nichts, einen | |
Mindestabstand in der Öffentlichkeit durchzusetzen, während die Leute in | |
der Fabrik eng auf eng stehen müssen. | |
9 Jun 2020 | |
## AUTOREN | |
Pascal Patrick Pfaff | |
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