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# taz.de -- petition der woche: Lasst die Menschen Kultur erleben, rettet die B…
Wer tagelang zu Hause sitzt, hört oft Musik, schaut Filme, spielt Games.
Ohne diese Art von Zeitvertreib hätten viele Menschen die Einschränkungen
zur Eindämmung des Coronavirus und das damit einhergehende Social
Distancing nicht ausstehen können. Zugleich ist kaum eine andere Branche so
hart von der Coronakrise betroffen wie die Kulturbranche.
„Deutschland ist ein Land der Kultur“, sagte Kanzlerin Angela Merkel in
ihrem Videopodcast – und trotzdem fühlen sich viele Kulturschaffende von
der Bundesregierung vernachlässigt und fordern mehr Unterstützung. Eine
Petition möchte nun eine Kulturprämie für Deutschland durchsetzen: Jeder
Bürger und jede Bürgerin sollen 50 Euro Zuschuss für die Nutzung
kultureller Angeboten bekommen.
„Ich finde es absurd, dass Kaufprämien für Autos wieder in der Diskussion
sind, trotz der ganzen Betrugsskandale, der Milliarden-Gewinne. Sogar
Dividenden schütten die Autohersteller aus. Da erschien mir eine ähnliche
Prämie für den Kultursektor wesentlich vielversprechender“, sagt der
Initiator der Petition, Wolfram von Dobschütz. Viele KünstlerInnen und
Kulturschaffende haben gerade große Sorge um ihre Existenz. Auch die
Arbeitsplätze von Lokalbetreibern, Veranstaltern und Technikvermittlern bis
zu Barkeepern und Reinigungskräften in der Kulturlandschaft – sozusagen
deren Zulieferer – sind in Gefahr.
Die Kultureinrichtungen waren die ersten, die geschlossen wurden, und
werden wohl die letzten sein, die wieder ihre Türen aufmachen dürfen. Was
das bedeutet, beschreibt der freischaffende Musiker und Pädagoge Philipp
Krüger: „Durch die Coronamaßnahmen sind alle Konzerte, Auftritte und auch
Opern, für die ich gebucht war, ausgefallen. Ein Ausfallhonorar bekam ich
nicht. Ich habe dann von einer Soforthilfe der Investitionsbank Berlin
profitiert, die aber auch nicht lange reicht.“ Ähnlich hat auch von
Dobschütz erlebt, der hauptberuflich Veranstalter und DJ ist: „Die
Perspektive ist sehr unklar. Man weiß nicht, wie und wann es wirklich
weitergehen kann.“ Und wenn es in ein paar Monate wieder die Möglichkeit
für einige Veranstaltungen gäbe, müsste alles jetzt schon geplant werden.
Das passiert aber nicht, weil alles unklar ist.
Der 50-Euro-Gutschein für jeden Bürger und jede Bürgerin könnte helfen,
dass nicht ganz so viele KünstlerInnen und Kulturschaffende aus der Szene
verschwinden. Auch Philipp Krüger findet, dass dieser Zuschuss eine gute
Unterstützung sei: „Ich überlege gerade, etwas Kammermusikalisches zu
initiieren, also mit kleiner Besetzung. Das ist aus der Sicht der
Hygienevorschriften machbar, aber die Finanzierung ist schwierig. Durch die
geringe Auslastung werden die Eintrittspreise teuer. Eine Kulturprämie
würde den BürgerInnen und damit den Kulturschaffenden helfen.“
Bis jetzt haben über 1.650 Menschen die Petition unterstützt. Der Initiator
hofft, dass dadurch auch die Diskussion über die Kulturbranche wieder in
den Fokus rückt. Die Kritik, dass die Prämie zu hohe Kosten verursache,
weist er zurück: „Wenn alle BürgerInnen ihren Gutschein einlösen würden,
lägen die Kosten bei vier Milliarden Euro. Die Bundesregierung steckt
gerade allein in die Lufthansa neun Milliarden Euro. Die Kulturprämie wäre
ein Schnäppchen.“ Negin Behkam
30 May 2020
## AUTOREN
Negin Behkam
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