# taz.de -- corona in hamburg: „Das macht die Frauen sehr unsicher“ | |
Interview Michelle Bauermeister | |
taz: Frau Sturm, sind Sie systemrelevant? | |
Andrea Sturm: In Hamburg weiß ich nicht, ob wir als systemrelevant | |
eingestuft sind, aber die Behörde hat uns versorgt. Unser Verband findet, | |
dass Hebammen systemrelevant sind. Aber das wird in den Bundesländern | |
unterschiedlich bewertet – und überwiegend werden wir es nicht. | |
Finden vermehrt Hausgeburten statt? | |
Nein. Die Kolleginnen können nicht mehr annehmen, als sie es schon getan | |
haben. Sie waren ausgebucht. Aber es gab deutlich mehr Anfragen zur | |
Hausgeburt. Ich glaube, es beschäftigt die Frauen nicht, ob sie eine Maske | |
tragen müssen oder nicht. Die Frauen beschäftigt, dass ihr Partner oder | |
ihre Partnerin bei der Geburt in manchen Kliniken erst dabei sein darf, | |
wenn die Frau in den Kreißsaal kommt. Es wird sehr unterschiedlich | |
gehandhabt und verändert sich immer wieder. Das macht die Frauen sehr | |
unsicher. | |
Wie betreuen Sie derzeit Schwangere? | |
Man macht nur die nötigsten Hausbesuche. Viele mischen das mit digitaler | |
Beratung. Und die Kolleginnen haben eine ganz klare Hygienevorschrift. Sie | |
tragen eine Maske und die Frau auch. Man versucht Abstand zu halten. Wenn | |
wir die Frau oder das Baby untersuchen, sprechen wir nicht. Weil wir ihnen | |
sehr viel näher kommen als 1,5 Meter, ist der Maskenschutz nicht | |
ausreichend. Es darf kein Besuch da sein. Der Partner oder die Partnerin | |
dürfen möglichst auch nicht im Raum sein – nur mit genügend Abstand und | |
Maske. Die Frau muss vorher melden, wenn sie Kontakt zu jemanden mit Corona | |
hatte. | |
Dabei ist die Geburt ein sehr intimer Moment. | |
Die Geburt ist der intime Moment, der stark reglementiert ist. Natürlich | |
macht das unsicher. Das löst die Sorge aus, dass der Partner oder die | |
Partnerin es nicht zur Geburt schafft. Die Frauen sind unbetreut von ihrer | |
Familie im Wochenbett in der Klinik. Sie beschäftigen sich permanent mit | |
Dingen, die außerhalb dessen liegen, dass man gerade den elementarsten | |
Moment in seinem Leben erlebt und eine kleine Familie wird. | |
Wie unterstützen Sie Hebammen? | |
Ich versuche, alle Informationen zu Corona auf unserer Homepage zu sammeln, | |
und schreibe Informationsnewsletter. Ich berate die Kolleginnen, wenn sie | |
Fragen dazu haben. Es ist nicht geregelt, wo Kolleginnen zu diesen Themen | |
beraten werden. Das machen wir als Berufsverband. | |
5 Jun 2020 | |
## AUTOREN | |
Michelle Bauermeister | |
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