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# taz.de -- corona in hamburg: „Akut das Bedürfnis stillen“
Interview Michelle Bauermeister
taz: Frau Melic, wie funktioniert Lernen ohne Schule?
Hülya Melic: Wir haben tausend unterschiedliche Lehrer*innen. Jeder hat ein
anderes Know-how – einige sind digital ziemlich gut und andere nicht. Das
wirkt sich natürlich auf die Fernbeschulung aus. Viele Lehrer*innen haben
von Anfang per Zoom-Konferenzen, Whatsapp und Videos den Kids Materialien
zur Verfügung gestellt. Das hat sehr gut geklappt. Andere Schulen wiederum
haben ganz lange gebraucht.
Und welche Schwachstellen gibt es zu Hause?
Der Internetzugang ist begrenzt. Wenn Eltern und Kinder gleichzeitig
Homeoffice und Fernbeschulung haben, dann wird das Datenvolumen
aufgebraucht. So braucht man unendlich lange, um Dateien herunterzuladen
oder auf Onlinetools Hausaufgaben zu machen. Und umso mehr Menschen im Haus
sind, desto schneller ist das Internet aufgebraucht und umso weniger kann
man halt lernen.
Die Kampagne „Gutes Geben“ der Elternkammer will Abhilfe schaffen – wie?
Im Zuge von Corona wurden so viele Geräte gekauft, dass die Preise
gestiegen sind. Es gibt auch keine ausreichenden Geräte mehr auf dem Markt.
Wir stellen unter anderem Laptops zur Verfügung, damit total unbürokratisch
jetzt sofort jeder lernen kann. Das ist noch lange nicht gegeben, weil
viele angeben, dass sie zu Hause nicht richtig lernen können. So kann es
auf jeden Fall keine Chancengerechtigkeit geben. Deswegen haben wir vor
fünf Wochen angefangen, diese Kampagne aufzubauen, um akut das Bedürfnis
der Leute zu stillen.
Von wem erhalten Sie die Spenden?
Von anderen Eltern. Das ist genau das, was wir wollten: Eltern helfen
Eltern. Wir wollen natürlich vermeiden, dass irgendwelche Menschen die
Geräte für andere Zwecke nutzen wollen. Deswegen verbünden wir uns mit den
Schulen. Alle Schulen sind aufgefordert, den Bedarf an uns zu melden. Wir
geben dann die Geräte an Schulen heraus und die verteilen sie an die
jeweiligen Kinder.
Laut Digitalpakt sollen 12,8 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden,
um Tablets und Laptops zu kaufen.
Ich finde es total klasse, aber es wird noch Zeit in Anspruch nehmen. Wir
brauchen es aber sofort. Die Schüler*innen müssen jetzt lernen und auch die
vorangegangenen acht Wochen aufholen, weil das flächendeckend überhaupt
nicht geklappt hat. Sie haben einen hohen Aufholbedarf und den können sie
jetzt durch unsere Geräte abdecken.
26 May 2020
## AUTOREN
Michelle Bauermeister
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