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# taz.de -- Ein Lager wächst in den Himmel
> In Wilhelmsburg entsteht die erste mehrstöckige Lagerhalle in
> Deutschland. Es könnte ein Modell gegen zunehmende Bodenversiegelung sein
> – wenn sich die Politik dafür einsetzt
Bild: Im oberen Stockwerk sollen Lkw fahren können: Lagerhalle im Bau
Von Nathalie Haut
Für Lagerhallen werden riesige Flächen versiegelt. Statt in die Höhe,
werden sie in die Breite gebaut, eingeschossig. In Wilhelmsburg entsteht
jetzt die erste, auf zwei Ebenen gleichwertig nutzbare, Logistikimmobilie
Deutschlands. Das bedeutet, dass bis zu 45 Tonnen schwere Lkw auch in die
obere Etage fahren können. Der Immobilienentwickler Four Parx baut die
Halle in einem bereits erschlossenen Industriegebiet. Früher hatte hier ein
Getränkehersteller seinen Sitz.
In den vergangenen 20 Jahren ist im Durchschnitt jedes Jahr ein Vielfaches
der Außenalster versiegelt worden, das heißt, im schlimmsten Fall betoniert
oder bebaut worden. Umweltverbände wie der Nabu und der BUND haben das in
der Vergangenheit immer wieder kritisiert und schließlich die
Volksinitiative „Hamburgs Grün erhalten“ gestartet.
Mit Erfolg: Weil daraus ein Volksentscheid zu werden drohte, hat der Senat
vor einem Jahr mit dem Nabu einen Vertrag für Hamburgs Stadtgrün
geschlossen. In weiten Teilen der Stadt müssen zugebaute Grundstücke
seither flächengetreu ausgeglichen werden.
„Bundesweit schlägt Hamburg als erste Großstadt einen richtungsweisenden
Weg ein, mit dem eine Verbindung zwischen Grünerhalt und
Siedlungsentwicklung tatsächlich möglich ist“, sagte der Nabu-Vorsitzende
Alexander Porschke nach der Einigung. Der rot-grüne Senat ist also unter
Druck, insbesondere für die Flächen fressende Logistik neue Lösungen zu
finden. Warum also gibt es in Hamburg nicht mehr mehrstöckige Lagerhallen?
## Es geht ums Geld
Hans Jörg Schmidt, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD, erklärt, die
Regierung würde Unternehmen über das Baurecht zu einer effizienten Nutzung
der Fläche lenken. „Bei der Wirtschaftsförderung, also der Bereitstellung
von Flächen, wird großer Wert auf Flächeneffizienz gelegt“, sagt Schmidt.
„Wir finden innovative Bauprojekte gut und unterstützen sie.“
Für die Unternehmen sei eine mehrgeschossige Halle jedoch mit hohen Kosten
verbunden.„Der zweite Stock einer solchen Halle muss genauso tragfähig sein
wie das Erdgeschoss, damit die Halle genauso nutzbar ist wie eine
ebenerdige.“ Das stelle viele Unternehmen vor Herausforderungen aufgrund
der Statik. Ein solcher Bau sei viel teurer als ein ebenerdiger. Deswegen
bauten Unternehmen trotz der hohen Grundstückspreise weiter ebenerdig. Es
ist der alte Konflikt: Wirtschaftlichkeit gegen Umweltschutz.
Four Parx kompensiere die höheren Baukosten mit den geringeren
Flächenkosten, so Sönke Ingwersen, Sprecher des Unternehmens. Trotzdem
würden die Mietkosten etwas höher ausfallen als im Durchschnitt für solche
Gewerbeflächen.
Auch die Handelskammer befürwortet das Pilotprojekt. „Die Unterstützung von
solchen Projekten ist wichtig, um den Standort Hamburg konkurrenzfähig mit
dem Umland zu halten“, sagt Jan-Oliver Schmidt, Leiter des
Geschäftsbereichs Infrastruktur bei der Hamburger Handelskammer. Es sei
wichtig, dass sich Unternehmen in Hamburg weiter ansiedelten, um
Arbeitsplätze für die wachsende Bevölkerung bereitstellen zu können. Dafür
sei vor allem das recyceln von Industrieflächen essenziell. Dennoch müsse
die Stadt „weiterhin mehr Flächen für Gewerbe zur Verfügung stellen“, sa…
Schmidt.
## Sehen, ob der Test gelingt
Auch die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation lobt das Projekt.
Es sei wichtig, da das Flächenangebot für die Logistikindustrie immer
geringer werde. „Das Pilotvorhaben ist jetzt in der Vermarktungsphase“, so
die Behörde. „Der wirtschaftliche Vermarktungserfolg wird maßgeblich für
die Konzeption von vergleichbaren Projekten sein.“ Die Nachfrage nach
Logistikflächen sei in Hamburg insgesamt so hoch, dass ein erstes
mehrstöckiges Projekt noch nicht wesentlich zur Marktentspannung beitragen
könne. Ob es in Zukunft in Hamburg noch mehr zweistöckige Logistikhallen
geben wird, bleibt also abzuwarten.
22 May 2020
## AUTOREN
Nathalie Haut
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