Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- corona in hamburg: „Wir wollen die Leute vor Lärm schützen“
Interview Pascal Patrick Pfaff
taz: Frau Boehlich, warum wollen Sie auf der Trabrennbahn in Bahrenfeld
kein Autokino haben?
Gesche Boehlich: Die Fläche ist ein Nahrungshabitat für Vögel. Derzeit
brüten dort Rauchschwalben, die Würmchen und Insekten suchen. Es ist doch
klar, dass sie sich in ihrer Brutzeit gestört fühlen, wenn über mehrere
Wochen oder Monate dort täglich Autos draufrollen. Die Fläche ist dann hin.
Welche Gründe haben Sie noch, sich gegen das Autokino auszusprechen?
Es gibt in diesem Bereich eine Flüchtlingsunterkunft und den Kielkamp mit
der Wohnbebauung. Bei Konzerten sind die Anwohner bereits mit
Lärmüberschreitungen konfrontiert gewesen. Deswegen wollen wir die Leute
schützen. Es gibt andere feste Flächen, zum Beispiel den Parkplatz Braun.
Dort kann man eher mit einem Autokino starten, weil dort niemand drumherum
wohnt.
Die Grünen im Senat sind für das Autokino. Ihre Bezirksfraktion nicht.
Warum sind Sie sich so uneins?
Die Senatsgrünen beschäftigen sich nicht explizit mit den Flächen, die bei
uns Thema sind. Wir wollen keine Autokinos befördern, weil wir es nicht
richtig finden, sich zusätzlichen Verkehr in die Quartiere zu holen. Wenn
die Grünen im Senat für die Autokinos sind, dann geht es um eine
grundsätzliche Ausrichtung. Das sehen wir aber etwas kritischer – und wir
dürfen das. Als Bezirksfraktion können wir uns äußern, wie wir es für
vertretbar halten. Wir sind in den Bezirken autonom und entscheiden über
Baugenehmigungen.
Im Auto ist man gut vor Viren geschützt.
Das ist doch kein Argument für das Autokino. Das Argument für den
Virenschutz ist, zu Hause zu bleiben.
Trotzdem ist das Autokino eine kulturelle Einrichtung. Und Sie wollen
verhindern, dass Menschen Zugang dazu haben?
Wir wollen Kultur zulassen und sind auch für die Outdoor-Kinos. Aber zu
sagen: „Das Autokino ist eine Kultureinrichtung“ – nein. Es ist vielmehr
ein Relikt aus den 60er-Jahren, das sich größtenteils überlebt hat.
Aufgrund der Coronakrise ist es jetzt gerade mal hochgekommen. Aber es ist
keine kulturelle Einrichtung, die Bestand hat oder hier gelebt wird. Wenn
die Kinos wieder öffnen, dann sieht das wieder anders aus.
22 May 2020
## AUTOREN
Pascal Patrick Pfaff
## ARTIKEL ZUM THEMA
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.