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# taz.de -- wie machen sie das?: Der Ultraläufer
Holger Sakuth, 58, ist Steuerberater in Eisenach und nimmt seit 40 Jahren
an Laufveranstaltungen teil. Er lief schon mal nonstop 246 Kilometer von
Athen nach Sparta.
taz am wochenende: Herr Sakuth, Sie können ohne Pause weiter als 100
Kilometer laufen. Wie machen Sie das?
Holger Sakuth: Ich denke, dass man die meiste Zeit einfach abschaltet und
gar nichts denkt. Ich kann mich da wirklich auf mich fokussieren und nur
den einen Schritt nach dem anderen wahrnehmen.
Wie kommt man dazu, so etwas zu machen?
Man muss es natürlich wollen und Spaß daran haben. Es ging mir immer darum,
mich selbst herauszufordern und auszuprobieren, wie weit ich laufen kann.
Und eine gewisse Befriedigung stellt sich schon ein, wenn man sieht, dass
man etwas geschafft hat, was der Durchschnittsbürger vielleicht nicht
macht.
Sie haben auch an 24-Stunden-Läufen teilgenommen, die in Kilometerrunden
ablaufen. Wie schafft man es, so lange am Stück im Kreis zu laufen?
Ich vergleiche den Fortschritt manchmal mit einem Downloadbalken, bei dem
die Prozente immer weiter ansteigen. Ich würde sagen, man muss sich gar
nicht viele Gedanken darüber machen. Ich glaube, viel mehr Menschen könnten
solche Extremsachen. Doch die meisten trauen sich nicht, das einfach mal
auszuprobieren.
Wie verpflegt man sich auf einem 24-Stunden-Lauf?
Trinken und Essen bekommt man vom Veranstalter, Nudeln, Kartoffeln oder
belegte Brote. Man isst am besten in Bewegung. Selbst wenn ich mit 5 km/h
gehe, schaffe ich mehr, als wenn ich mich hinsetze. Natürlich kann man auch
einmal eine Schwächephase bekommen, in der es nicht anders geht.
Woher nehmen Sie den Antrieb zu all dem nötigen Training?
Mir fällt das eigentlich relativ leicht. Wenn ich ein Ziel habe, dann stehe
ich auch frühmorgens um 4 Uhr auf, um ein paar Stunden vor dem Frühstück zu
laufen. Natürlich siegt manchmal auch der innere Schweinehund. Aber wenn
ich erst einmal losgelaufen bin, den Sonnenaufgang und die Natur erlebe,
dann genieße ich das sehr.
Wie trainiert man denn, um 100 Kilometer am Stück zu laufen? Kann man sich
das einfach vornehmen?
Ich denke schon. Natürlich ist das auch eine Frage der anvisierten
Geschwindigkeit. In meinen Hochzeiten habe ich schon 100 bis 120 Kilometer
in der Woche trainiert. Heute habe ich das Pensum etwas zurückgefahren,
auch wegen Knieprobleme.
Andere Sportler*innen kämpfen nun virtuell um Erfolge. Wäre das auch etwas
für Sie?
Auf einem Laufband um die Wette laufen kann ich mir nicht vorstellen. Es
war mir nie besonders wichtig, schneller oder langsamer als jemand anderes
zu sein.
Interview: Felix Lorber
16 May 2020
## AUTOREN
Felix Lorber
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