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# taz.de -- In der Isolation
> Wer auf Treffen einer Suchthilfegruppe angewiesen ist, hat es aktuell
> schwer. Manche helfen sich privat
Von Nathalie Haut
Für Süchtige bedeutet das Kontaktverbot während der Coronapandemie eine
besondere Herausforderung. Vanessa B. (Name geändert) ist alkoholkrank und
besuchte regelmäßig die Treffen der Anonymen Alkoholiker (AA). Die Treffen
verhindern unter anderem, dass Menschen, die alkoholkrank sind, sich
isolieren. Die Identifikation mit anderen, die dasselbe Problem haben, und
das gegenseitige Verständnis sind wichtige Faktoren, um nicht rückfällig zu
werden.
Momentan können sich Betroffene nur über Online-Meetings austauschen. „Die
können zwar die persönlichen Treffen eigentlich nicht ersetzen, müssen es
aber“, sagt B. Außerdem bergen die Online-Meetings auch Chancen.
Schließlich gibt es jetzt 24 Stunden am Tag die Möglichkeit, an einem
virtuellen Treffen teilzunehmen. Außerdem gibt es eine Notfallhotline für
Betroffene.
B. weiß aus eigener Erfahrung, was eine Isolation für Auswirkungen haben
kann. Kurz vor dem Ausbruch der Coronapandemie isolierte sie sich wegen
einer Grippe. „Ich konnte den Kontakt zu meinen Bezugspersonen am Telefon
nicht halten und Meetings waren keine Option“, erzählt B. „Beim Einkaufen
hatte ich dann einen Blackout und griff zur Flasche.“ Schon ein Tropfen
Alkohol löse bei ihr die Sucht wieder aus. Mit Hilfe von Telefonaten und
Online-Meetings sei sie aber wieder trocken geworden.
So wie Vanessa B. geht es vielen Menschen während der Pandemie. Zwar gibt
es keine offiziellen Zahlen zur Rückfall-Rate, allerdings erzählt B., dass
schon Bekannte in ihrem Umfeld rückfällig geworden seien, von denen sie es
niemals geglaubt hätte. Auch Dieter N. (Name geändert) hat in seinem Umfeld
viele Rückfälle erlebt.
N. veranstaltet private AA-Meetings auf seiner eigenen Dachterrasse. Für
ihn und seine Gruppe reichen die Online-Meetings nicht aus. Lange wusste
der 50-Jährige nicht, ob das, was er tut, überhaupt legal ist. „Es ist
legal, anderen Menschen zu helfen und das mache ich hiermit!“, rechtfertigt
er sich. „Viele Süchtige sind auf diese Treffen angewiesen.“ Doch auf der
Dachterrasse können, unter Einhaltung der gesundheitlichen Vorschriften,
nur neun Personen teilnehmen. Er wünscht sich Hilfe von der Stadt,
schließlich sei Corona nicht die einzige Krankheit, die behandelt werden
muss.
29 Apr 2020
## AUTOREN
Nathalie Haut
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