# taz.de -- corona in bremen: „Bisher benehmen sich die Menschen“ | |
Interview Sophie Lahusen | |
taz: Herr Großmann, Parks sind momentan einige der wenigen Orte des | |
öffentlichen Lebens, die weiterhin genutzt werden und deswegen sehr | |
überlaufen. Merken Sie das auch im Bürgerpark? | |
Tim Großmann: Ja, der Bürgerpark wird auf jeden Fall viel intensiver | |
genutzt, seit die Ausgangsbeschränkungen beschlossen wurden. Darin sieht | |
man auch die soziale Funktion, die der Park im Leben der Besucher hat und | |
das freut uns natürlich. | |
Wie verhalten sich die BesucherInnen? | |
Grundsätzlich machen alle das, was sie sonst auch machen, aber man sieht | |
schon viel mehr Menschen, die jetzt Sport machen. Es gibt viel mehr Jogger | |
und man merkt natürlich, dass sich die Menschen gegenseitig ausweichen. | |
Bedeuten mehr BesucherInnen auch mehr Arbeit? | |
Natürlich bedeutet das immer mehr Arbeit und vor allem mehr Müll, aber | |
bisher benehmen sich die Menschen gut und der Mehraufwand hält sich für uns | |
in Grenzen. | |
Durch den Ausfall der Bürgerpark-Tombola müssen Sie mit Ihren Ressourcen | |
gut umgehen. Wie ist die Situation? | |
Dass wir keine Lose verkaufen können und die Tombola zurzeit geschlossen | |
ist, bedeutet für uns ein sehr, sehr großes Problem. Der Erlös macht zehn | |
bis fünfzehn Prozent von unserem Haushalt aus, wir stehen wirklich vor | |
einer großen Herausforderung. Es ist aber nicht nur die Tombola, auch die | |
Gastronomiebetriebe sind geschlossen, Minigolf, Ruderboot-Verleih, das | |
Fahrgastschiff Marie, das sind alles Einnahmen, die wegfallen. | |
Knapp fünf Wochen lief die Tombola schon, bevor auch sie beendet werden | |
musste – was ist mit den Gewinnen aus dieser Zeit? | |
Wir machen momentan Kassensturz um zu schauen, wo wir stehen. Wir haben | |
bisher rund 500.000 Euro eingenommen, das letzte Jahr waren es zwischen 1,1 | |
und 1,2 Millionen Euro. Normalerweise machen wir mit der Tombola einen | |
Gewinn von rund 300.000 Euro, wir investieren natürlich auch viel Geld, für | |
Mitarbeiter, Handwerker und so weiter. Aber nicht nur wir als Bürgerpark | |
machen gerade Verluste, auch kleinere Park-Vereine hängen an der Tombola, | |
wie der Rhododendronpark oder der Park links der Weser. Zusammen mit den | |
fehlenden Einnahmen aus der Gastronomie könnten uns dieses Jahr rund | |
600.000 Euro fehlen. | |
Was bedeutet das für den Bürgerpark? | |
Wir versuchen natürlich gerade alle geplanten Investitionen | |
zurückzustellen. Der Bürgerpark hat aber natürlich auch 30 feste | |
Mitarbeiter, da hängen Familien dran und wir sind bemüht, die Gehälter | |
weiter zu zahlen, aber man muss schauen. | |
Im Moment ist ja auch Brutzeit. Stören die vielen BesucherInnen womöglich | |
auch die Ruhe der Tiere? | |
Im Moment können wir das noch nicht sagen. Durch die BesucherInnen gibt es | |
vor allem in den Tagesstunden einen großen Nutzungsdruck, aber die meisten | |
Tiere sind an Menschen gewöhnt. Ich gehe trotzdem davon aus, dass es | |
Auswirkungen geben wird, das nehmen die Tiere schon wahr, wenn vor allem | |
auf den verlassenen Wegen mehr Personen verkehren. | |
Ein neuer Anblick sind auch die Streifenwagen der Polizei, die jetzt | |
vermehrt durch den Park fahren. Wie empfinden Sie das? | |
Ich glaube, dass niemand davon gestört wird, wenn Streifenwagen langsam auf | |
Wegen fahren und wir wurden im Vorfeld natürlich darüber unterrichtet. Wir | |
arbeiten eng mit der Polizei und dem Ordnungsamt zusammen, und es ist ja | |
nur im Interesse aller, dass Maßnahmen getroffen werden, damit der normale | |
Betrieb bald wieder beginnen kann. | |
14 Apr 2020 | |
## AUTOREN | |
Sophie Lahusen | |
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