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# taz.de -- Freundschaft unter Kontrolle
> Die Fans von Werder Bremen und des FC St. Pauli besuchen sich bei ihren
> Heimspielenregelmäßig. Doch in Hamburg seien die Bremer oft
> Polizeischikanen ausgesetzt, berichten Fans
Von Nathalie Haut
In den Fanreihen von Werder Bremen herrscht Aufruhr – die Fans fühlen sich
von der Hamburger Polizei gegängelt. Diese hat nach Aussagen einiger Fans
bei den letzten beiden Heimspielen des FC St. Pauli zahlreiche Bremer
grundlos überprüft. Die Fans schalteten die Grün-Weiße Hilfe ein.
Zwischen den Fans des SV Weder Bremen und des FC St. Pauli existiert schon
lange eine enge Fanfreundschaft. Werder-Fans besuchen regelmäßig die
Heimspiele des FC St. Pauli.
Bei einem Heimspiel Mitte Februar gegen Dynamo Dresden kam es zu den
Kontrollen der Bremer durch die Hamburger Polizei. Fans beschreiben
gegenüber der Grün-Weißen Hilfe, wie die Polizei sie ohne ersichtlichen
Anlass umstellt und ihre Personalien überprüft habe. Anschließend habe die
Polizei den Fans einen Platzverweis für ganz Hamburg erteilt. Einen
ersichtlichen Grund dafür gab es laut den Aussagen der Fans nicht.
Bei einer anderen Kontrolle, vor dem Spiel gegen den Vfl Osnabrück,
berichten Fans, sie seien wegen ihres Bremer Autokennzeichens überprüft
worden. Dabei seien nicht nur ihre Personalien gecheckt worden, sondern sie
seien auch abgetastet und abfotografiert worden. Zur Begründung habe die
Polizei vor Ort die Beteiligung von Bremern an Straftaten bei den letzten
Paulispielen angeführt.
Ein Hamburger Polizeisprecher sagte der taz auf Nachfrage: „Entsprechende
Kontrollen erfolgen unabhängig von der Fanzugehörigkeit ausschließlich
anlassbezogen.“ Die genaue Kontrollsituation könne man nicht
identifizieren. Im Hamburger Stadion fiel den Fans in letzter Zeit außerdem
die Anwesenheit von szenekundigen Beamten auf. Auf Nachfrage der Grünen
bestätigte der Bremer Senat die Beobachtung. „Auf Anforderung der Polizei
Hamburg wurden am Spieltag jeweils zwei szenekundige Beamte der Polizei
Bremen zur Unterstützung bei der Einsatzabwicklung entsandt“, sagt der
Senat. Und räumt ein: Solche Entsendungen habe es vorher noch nicht
gegeben.
Dass sich die Kontrollen in Hamburg speziell gegen Bremer Fans gerichtet
haben, verneint der Senat aber. Der Fraktionsvorsitzende der Bremer Grünen,
Björn Frecker, kommentiert die Senatsantwort so: „Es ist richtig, dass die
Polizei präventiv agiert und wachsam ist. Aus der Antwort des Senats gehen
aber weder konkrete Sorgen, noch Anlässe für die Anforderung bremischer
Beamter hervor.“ Das Handeln der Hamburger Polizei ließe sich damit nicht
erklären.
Die Grün-Weiße Hilfe bewertet das Vorgehen der Polizei als problematisch.
Derartige Maßnahmen würden in Polizeidatenbanken dokumentiert und in
künftige Gefahrenprognosen einbezogen. „Ein unberechtigter Platzverweise
wird später als Begründung für die nächste fragwürdige Maßnahme
herangezogen“, schreibt die Grün-Weiße Hilfe. Das könne dazu führen, dass
Fans nicht mehr ins Stadion dürfen. Ein ähnlicher Fall ist bei einer
Anhängerin von Hannover 96 bekannt.
Die Fanhilfe meint außerdem: „Die Polizei müsste eigentlich besseres zu tun
haben, als Fanfreundschaften zu kriminalisieren.“
30 Mar 2020
## AUTOREN
Nathalie Haut
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