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# taz.de -- taz🐾sachen: Zeitung in Corona-Zeiten
Wenn Sie diese taz in der Hand halten, dann denken Sie vielleicht kurz an
die Zeitungsbotin, die die taz zu Ihrem Briefkasten gebracht hat. An den
Lieferanten, der ein Paket Montagausgaben am Sammelpunkt seiner Kollegin
übergeben hat. Wenn Sie die Zeitung gerade in der App auf dem Smartphone
lesen, dann ist auch das vielleicht so ein Moment: Stellen Sie sich vor,
dass da irgendwo in der Früh die Technikerin eines Providers ihr Messgerät
aus dem Werkzeugkoffer geholt hat, um zu untersuchen, warum die Daten in
Ihrer Gegend nur kriechen. Alle jene Leute garantieren das öffentliche
Gespräch, den freien Austausch von Informationen. Sie tun das so viel
unsichtbarer als beispielsweise wir Journalist:innen. Sie haben großen
Respekt verdient.
Die Zeitung in Zeiten von Corona: sie ist wichtig. Die taz-Website wird
auffällig häufig aufgerufen. Jüngst haben so viele wie selten die Reportage
von Francesca Borri gelesen; sie berichtete aus der italienischen Stadt
Alzano Lombardo, in deren Krankenhaus die intubierten Patient:innen
schon auf den Fluren liegen. Uns liegt aber auch viel daran, dass andere
Themen nicht untergehen, etwa die Attacken gegen Flüchtlinge – und gegen
Journalist:innen auf Lesbos.
Journalismus ist gerade jetzt unverzichtbar. Gleichzeitig wollen wir
unseren Beitrag leisten, dass sich das Virus weniger schnell verbreitet als
bisher. Heute geht es in Deutschland für die meisten noch um Fallzahlen und
Kurven, aber bald werden viele jemanden kennen, der krank ist, Bekannte,
Freunde, Verwandte. In Gefahr ist nicht nur, wer an Covid-19 erkrankt,
sondern wer aus anderen Gründen in den OP oder auf die Intensivstation
muss. Deshalb reduzieren wir Recherchereisen. Das taz lab ist um ein Jahr
verschoben. Das taz-Haus in der Friedrichstraße, sonst im Erdgeschoss
öffentlicher Diskussionsort, ist vorläufig reines Verlagshaus. Und es leert
sich weiter. Nach und nach arbeiten immer mehr Mitarbeiter:innen von zu
Hause aus. Wer von außerhalb der taz arbeitet, entscheiden die Ressorts und
Abteilungen je nachdem, welche Rolle jemand im Produktionsprozess spielt.
Unsere Kolleg:innen in der taz-Technik geben seit vergangener Woche im
Akkord Laptops aus, sie richten welche ein, rüsten welche auf.
In der taz arbeiten an die 300 Leute. Zu ihrer Arbeit gehört es, sich
auszustauschen und abzusprechen. Wie geht das ohne persönliches Gespräch?
Schon jetzt arbeiten wir mit einer Teamsoftware, durch die man in
virtuellen Räumen chatten kann. Aber in der taz gibt es viele Eltern von
Schulkindern. Technisch von zu Hause arbeiten zu können heißt nicht
unbedingt, auch Zeit und Ruhe dafür zu haben. Das macht es noch mal
schwieriger. Zusammenhalt ist gefragt, Vertrauen, Geduld. Fast jeden Tag
werden wir neu überlegen müssen, wie wir die taz machen. Aber eines steht
nicht infrage: dass wir sie machen. Georg Löwisch
16 Mar 2020
## AUTOREN
Georg Löwisch
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