# taz.de -- heute in bremen: „Nicht heilig, sondern locker“ | |
Interview Dominika Vetter | |
taz: Herr Rummel, Ihr Stück heißt Name/Age/Sex. Wie aussagekräftig sind | |
diese Kategorien? | |
Karl Friedrich Rummel: Das ist eine Art Punchline. Diese Kategorien | |
betreffen jeden, es ist das erste, wonach man gefragt wird. Mich | |
interessiert das Thema Identität. Es ist etwas, womit sich der Mensch immer | |
wieder beschäftigt, mit sich selbst, immer schon. | |
Was hat Sie genau interessiert? | |
Ich wollte wissen, was einen Menschen ausmacht und wie das nach außen | |
wirkt. Für mich persönlich spielt Identität auch eine Rolle: Ich bin halb | |
Filipino und halb Deutscher und wurde immer zwischen diesen beiden Ländern | |
hin- und hergeschmissen. Ich habe in dem Stück nicht wirklich Antworten | |
gefunden, sondern mehr Fragen. | |
Lässt sich Ihre Kunst in ein Genre stecken? | |
Meine Arbeit ist genreübergreifend. Ich konzentriere mich nicht auf ein | |
Medium. Bei mir geht es ums Thema, das in verschiedenen Medien umgesetzt | |
wird. Ich schaue immer, welches passt. Es geht um eine Komposition. | |
Was erwartet das Publikum in Ihrem Stück? | |
Es ist weniger tänzerisch und geht in eine performative Richtung. Es wird | |
gezeichnet, es werden Fragen gestellt, Gedichte vorgetragen. Aber auch viel | |
Luft gelassen, damit die Musik und die Bühne Platz zum Atmen haben. Mein | |
Ziel war es, allen Komponenten im Stück gleich viel Aufmerksamkeit zu | |
schenken. Vielleicht wird am Ende die Bühne selbst zum Werk. | |
Auf welcher Bühne findet das Stück statt? | |
Auf der Probebühne, in einem oberen Stockwerk des Theaters. Das Publikum | |
wird dorthin gebracht. Es hat mich gereizt, einen Raum zu bespielen, der | |
eigentlich nicht für das Publikum gedacht ist. Das entspricht auch dem | |
Format der Veranstaltungsreihe: Es soll locker sein und nicht heilig, | |
sondern persönlicher und transparenter. | |
Können Kategorien auch nützlich sein? | |
Ja. Ich stehe nicht auf Titel, die etwas kategorisieren, aber um sich | |
selbst nach außen zu präsentieren braucht man das. Man ordnet sich selber | |
ein oder erklärt anderen, wie sie einen einordnen dürfen. So, wie wenn Sie | |
mich fragen, ob ich Performer oder Designer bin, schlage ich in diesem | |
Kontext „Gasttänzer“ vor. Der Mensch ist viel komplexer, als diese | |
Zuschreibungen, aber manchmal ist es notwendig, sich solcher | |
Identitätstitel zu bedienen. Auf eine Art performt man im Alltag das, was | |
man sich selbst als Rolle zuschreibt. | |
11 Mar 2020 | |
## AUTOREN | |
Dominika Vetter | |
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