Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- petition der woche: Kinder, kommt zum Essen, Mirácoli ist (un)fert…
Spaghetti, mit einer Portion Tomatensoße übergossen und mit etwas, das
geriebener Käse sein soll, garniert, dieses Gericht namens Mirácoli wurde
in den 60er-Jahren das Einfallstor für Fertiggerichte. Genauer:
„Halbfertiggerichte“, man musste ja noch die Nudeln kochen. Gestresste
Eltern und vom Rot-Weiß der Nudeln und der Soße faszinierte Kinder lieben
das Gericht. Aber auch Studierende am Ende des Monats, kostet eine Packung
mit zwei Portionen doch weniger als 2 Euro.
Anfangs hieß der Käse, der in Mirácoli ist, „Parmesello“, um so an Parme…
zu erinnern. Später wurde das „r“ rausgestrichen; „Pamesello“ streuten
Mirácoli-Fans fortan über die Spaghetti. Zutaten: „Käse (aus Milch)“.
Doch im Frühjahr 2019 passierte etwas, das die Mirácoli-Liebhaber*innen
schockte: Das Unternehmen Mars Incorporated, (Jahreserlös 2016 waren 35
Milliarden US-Dollar), dem Mirácoli gehört, strich den „Pamesello“ aus dem
Gericht. Das sorgte für einen Shitstorm auf Facebook. Der Tenor: „Ohne
Käse, ohne mich.“
Lani Reinhardt hat sogar eine Onlinepetition gestartet: „Mirácoli – Gebt
uns den Parmesan zurück!“ Bisher haben 500 Personen die Petition
unterzeichnet. „Ohne diese leckeren Käsesägespäne ist Mirácoli wertlos. E…
Stück Kindheit hat man uns geraubt“, schreibt einer der Unterzeichner der
Petition.
Das Unternehmen gibt den Verbraucher*innen die Schuld am Käseschwund. Auf
eine Anfrage der taz schrieb eine Kundenbetreuerin von Mars Incorporated,
dass es eine Umfrage gegeben hätte, derzufolge viele Konsument*innen den
Käse nicht benutzt hätten. Deshalb strichen sie ihn. Das hätte den
positiven Effekt, dass die Preiserhöhung, die wegen höherer Rohstoff- und
Produktionskosten angestanden hätte, nicht umgesetzt wurde. Weder Daten
noch Quelle dieser Umfrage gibt das Unternehmen heraus.
Alles Humbug vermuten User und Userinnen auf Facebook. Und auch die
Verbraucherzentrale sieht im Vorgehen des Konzerns mehr Schummelei denn
Seriosität und verlieh dem Fertiggericht diese Woche die Auszeichnung
„Mogelpackung des Jahres 2019“.
Seit sechs Jahren vergibt sie diesen Negativpreis. Mogelpackungen enthalten
nicht das, was sie versprechen und im Falle von Mirácoli sogar deutlich
weniger: Nicht nur kein Käse, sondern auch weniger Tomatensoße und weniger
Gewürzmischung sind neuerdings in der Packung.
Armin Valet kann weder die Entscheidung des Konzerns noch deren mangelhafte
Kommunikation nachvollziehen Er ist Referent der Öffentlichkeitsarbeit der
Verbraucherzentrale Hamburg. Der Konzern habe bei Twitter auf die heutigen
Lebensmittelverschwendungen aufmerksam gemacht. Für Valet eine
scheinheilige Argumentation: „Es ist nur eine Ausrede, um Rohstoffkosten zu
sparen.“
Ob die Onlinepetition den Pamesello am Ende zurück in die Mirácoli-Packung
bringen wird? Fraglich, aber nicht ganz hoffnungslos sei das, meint Armin
Valet von der Verbraucherzentrale. Es habe einen Fall in der Vergangenheit
gegeben, da habe das geklappt. „Wenn Unternehmen Einbußen haben und wenn es
an den Markenkern geht, könnte sich etwas ändern“, sagt er.
Denise Klein
25 Jan 2020
## AUTOREN
Denise Klein
## ARTIKEL ZUM THEMA
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.