# taz.de -- heute in hamburg: „Es gibt zu wenig barrierearme Wohnungen“ | |
Interview Nele Spandick | |
taz: Herr Hikl, was macht eine Stadt altersfreundlich? | |
Reinhold Hikl: Das kann man gar nicht so klar sagen. Je nachdem, wo man | |
sich befindet, sind die Ansprüche verschieden. Wichtig ist, dass die Stadt | |
das für sich herausfindet und die älteren Menschen am Prozess teilhaben | |
lässt. | |
Sie selbst haben initiiert, dass der Ort Radevormwald als erste deutsche | |
Stadt Teil des Netzwerks „Age-friendly Cities“ der | |
Weltgesundheitsorganisation wurde. Was ist für ihren Ort wichtig, was auch | |
für Hamburg relevant sein könnte? | |
Ein wichtiger Punkt war es, Barrieren im Straßenverkehr abzubauen. Wir | |
haben uns zum Beispiel dafür eingesetzt, dass mehr Bordsteine abgesenkt | |
werden, so dass Senioren gut mit Rollatoren mobil sein können. Außerdem ist | |
die Förderung sozialer Beteiligung entscheidend. Bei uns in der Stadt gibt | |
es dafür unter anderem einen Seniorenbeirat. Es gibt aber auch viele Dinge, | |
die uns einfallen, wenn wir an alte Menschen denken und die auch für | |
andere Gruppen wichtig sind. | |
Zum Beispiel? | |
Die Weltgesundheitsorganisation definiert als ein relevantes Oberthema den | |
öffentlichen und bebauten Raum. Dass es dort, wo wir unterwegs sind, sauber | |
und ansprechend aussieht, ist zwar für alte Menschen relevant, aber | |
natürlich auch für alle anderen. Oder der Zugang zu gesundheitlicher | |
Versorgung. Der wird im Alter vielleicht wesentlicher und ist trotzdem auch | |
schon vorher wichtig. | |
Und wo hapert es noch? | |
Beim Thema Wohnen. Es gibt zu wenig Wohnungen, die zentral liegen und | |
barrierearm, also für alte Menschen bewohnbar, sind. Deswegen wohnen viele | |
alte Menschen allein in großen Wohnungen oder Häusern, die Familien gut | |
gebrauchen könnten. Ich gehe davon aus, dass das auch in einer großen | |
Stadt wie Hamburg ein Problem ist. | |
Wie sähe denn eine Stadt aus, in der Sie selbst gerne altern würden? | |
Mir sind zwei Punkte besonders wichtig: Mobilität und Begegnung. Ich möchte | |
selbstständig zu Geschäften oder Ärzten können. Dafür ist wichtig, dass es | |
diese Orte nicht nur im Zentrum gibt. Aber natürlich auch, dass ich den | |
öffentlichen Nahverkehr nutzen kann oder es sogar spezielle Angebote für | |
den Transport alter Menschen gibt. Und da Einsamkeit ein großes Problem | |
unter alten Menschen ist, ist es ebenfalls wichtig, als Stadt Begegnung zu | |
organisieren – zum Beispiel in Begegnungsstätten. | |
9 Jan 2020 | |
## AUTOREN | |
Nele Spandick | |
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