| # taz.de -- heute in hamburg: „Wir wollen einen sicheren Ort schaffen“ | |
| Interview Katharina Gebauer | |
| taz: Frau Colmenares Díaz, wann wird das Persönliche politisch? | |
| Carolina Colmenares Díaz: Das ist eine Frage des Bewusstseins. Bei „Women | |
| in Action“ arbeiten wir in ganz viele Richtungen. Wir haben unsere | |
| regelmäßigen Treffen, in denen viele Frauen über die gleichen Probleme | |
| erzählen. Das sind dann strukturelle Probleme, die nicht nur eine Frau | |
| allein betreffen. | |
| Okay, dann wird also politisch, was persönlich schien. Welche Probleme sind | |
| das? | |
| Ein großes Thema bei uns ist etwa das Wohnen: Viele der Frauen sind nach | |
| Deutschland geflüchtet und mussten in Camps leben. Dort haben sie sexuelle | |
| Belästigung erfahren und hatten keine Privatsphäre. Deshalb haben wir 2018 | |
| die Kampagne „Wohnen statt Camps“ gestartet. Wir haben den Menschen in der | |
| Öffentlichkeit die Erfahrungen der geflüchteten Frauen auf zwölf | |
| Quadratmetern gezeigt. | |
| Wer macht bei Women in Action mit? | |
| Wir sind eine offene und gemischte Gruppe. Es sind deutsche Frauen dabei, | |
| Migrantinnen und geflüchtete Frauen. Die Themen der Geflüchteten stehen | |
| meist im Vordergrund, die deutschen Frauen haben aber oft besseren Zugang | |
| zu Informationen. Sie wissen was los ist in der Stadt, etwa wann eine Demo | |
| stattfindet. Im Plenum wird gemeinsam besprochen, ob wir dorthin gehen. | |
| Wo setzen Sie den thematischen Fokus? | |
| Wir wollen in erster Linie einen sicheren Ort schaffen, an dem die Frauen | |
| einfach sein können. Sie haben dort warmes Essen, ihre Kinder spielen und | |
| werden betreut. Sie können von ihren Problemen erzählen oder nur zuhören. | |
| Jede Frau gestaltet die Gruppe mit. Wichtig ist die Übersetzung, wir haben | |
| Persisch, Kurdisch, Deutsch, Englisch, Farsi, Dari, Arabisch, Spanisch, | |
| Russisch und Französisch vertreten. Ein weiterer Fokus liegt auf dem | |
| Zusammenwirken verschiedener Macht- und Diskriminierungsverhältnisse wie | |
| Sexismus, Rassismus und Islamophobie. Wir machen uns in der Gruppe auch | |
| gegenseitig auf Fehlverhalten aufmerksam. | |
| Wie zum Beispiel? | |
| Wir versuchen, das Bewusstsein über unsere Privilegien zu fördern, gerade | |
| das der weißen Cis-Frauen. Wir greifen ein und klären auf, wenn jemand etwa | |
| beim Essen seinen Teller an eine Person gibt, weil sie schwarz ist. | |
| Vortrag „Das Persönliche ist politisch“ mit Nina (Women in Action): 19 Uhr, | |
| Café Knallhart, Von-Melle-Park 9. Eintritt frei | |
| 5 Dec 2019 | |
| ## AUTOREN | |
| Katharina Gebauer | |
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